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Preisverleihungen der letzten Jahre

Ausgezeichnet wurden: Telemedizin für Senioren mit intraoralen 3D Scans, Hilfe für vernachlässigte Kinderzähne sowie Umsetzung von Mundpflegestandards für Menschen mit Behinderung

Leipzig, 14.06.2024 – Bereits zum 30. Mal wurde heute der Wrigley Prophylaxe Preis verliehen – einmal in der Kategorie Wissenschaft und zweimal in der neugeschaffenen Kategorie Praxis & Gesellschaft. Den mit 4.500 Euro dotierten Preis im Bereich Wissenschaft erhielt die Arbeitsgruppe um Dr. Basel Kharbot von der Charité, Universitätsmedizin Berlin. Das Team hat ein telemedizinisches Befundungskonzept mit intraoralen 3D Scans entwickelt, das die zahnmedizinische Versorgung in Senioreneinrichtungen optimieren kann. Der ebenfalls mit 4.500 Euro dotierte Hauptgewinn in Praxis & Gesellschaft ging an Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer und ihr Team von der Universität Münster. Ihre Initiative schärft das Bewusstsein von Zahnarztpraxen für den Dental Neglect, die zahnmedizinische Vernachlässigung von Kindern. Den zweiten Platz im Bereich Praxis & Gesellschaft mit 3.000 Euro belegte das Team um Zahnarzt Dr. Guido Elsäßer, Kernen. Mit unermüdlichem Einsatz hat die Arbeitsgruppe interne Mundpflegestandards für Menschen mit Behinderungen in einer großen Wohneinrichtung erarbeitet.

Wrigley Prophylaxe Preis 2024

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2024:
(von links) Janina Werner (Wrigley Oral Health Program, Unterhaching), Prof. Dr. Nadine Schlüter (Jury, Hannover), Prof. Dr. Thomas Attin (Jury, Zürich), Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer (1. Preis Praxis & Gesellschaft, Münster), Dr. Christian Rath (Jury, Darmstadt), Dr. Basel Kharbot (Hauptpreis Wissenschaft, Berlin), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern), Dr. Guido Elsäßer (2. Preis Praxis & Gesellschaft, Kernen), Prof. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig), Prof. Dr. Annette Wiegand (Jury, Göttingen)
Foto: Wrigley Oral Health Program (WOHP)/DGZ

Der Wrigley Prophylaxe Preis ist eine Institution in der Zahnmedizin und zeichnet seit 1994 herausragende Projekte in Forschung und Praxis der Kariesprophylaxe aus. Mit 20 eingereichten Arbeiten gab es 2024 überdurchschnittlich viele Bewerbungen, die erstmals den beiden Bereichen Wissenschaft und Praxis & Gesellschaft zugeordnet wurden. Der von 2013 bis 2023 zusätzlich ausgeschriebene Sonderpreis Zahnmedizinische Praxis und soziale Verantwortung wurde aufgrund seines Erfolgs in den Gesamtpreis integriert. Stifterin ist die zahnmedizinische Initiative Wrigley Oral Health Program, die sich für eine Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in allen Bevölkerungsgruppen einsetzt. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi den Speichelfluss stimuliert und damit die Zahngesundheit fördert. Deshalb zählt das speichelanregende Kaugummikauen neben Zähneputzen und gesunder Ernährung zu den drei Kernempfehlungen in der medizinischen Leitlinie zur Kariesprophylaxe, die jeder täglich eigenverantwortlich umsetzen kann (www.dgz-online.de/patienten/informationen). Traditionsgemäß wird der Preis auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) verliehen, die in diesem Jahr in Leipzig stattfand.

Telemedizin für Seniorenheime

Viele Menschen behalten immer mehr eigene Zähne bis zum Lebensende. Dies ist erfreulich, bedeutet aber auch, dass sie bis ins hohe Alter zahnärztlich versorgt werden müssen. Problematisch wird das, wenn Seniorinnen und Senioren pflegebedürftig und damit weniger mobil werden. Fast 60 % der Pflegebedürftigen in Deutschland werden nicht regelmäßig zahnärztlich untersucht und behandelt; entsprechend häufig weisen sie eine schlechte Mundgesundheit auf, die sich z. B. in einer hohen Prävalenz von Karies und Parodontitis manifestiert. Mithilfe telemedizinischer Verfahren könnte diese Risikogruppe wieder in die reguläre Versorgung integriert werden. Einen praktikablen Weg zeigt die mit 4.500 Euro prämierte Arbeit von Dr. Basel Kharbot und seinem Team: Maike Riegel, Prof. Dr. Sebastian Paris und Privatdozent Dr. Gerd Göstemeyer von der Abteilung für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin, Charité, Berlin sowie Prof. Dr. Falk Schwendicke, Poliklinik für Zahnerhaltung an der LMU München. Sie stellen ein telemedizinisches Befundungskonzept mit intraoralen 3D Scans vor, die vor Ort im Seniorenheim erstellt und anschließend in den Zahnarztpraxen ausgewertet werden können. Die 3D Scans kann auch nicht-zahnmedizinisches, geschultes Personal bei den Seniorinnen und Senioren in ihren Zimmern aufnehmen. In ihrer klinischen Proof-of-Concept-Studie hat das Team überprüft, wie aussagekräftig die 3D Scans bei einer telemedizinischen Befundung sind. Dafür wurden 43 pflegebedürftige Personen in Seniorenheimen intraoral untersucht. Bei allen wurden vier basisdiagnostische Parameter (fehlende Zähne, Restaurationen, Karies und Plaque) klinisch erfasst und 3D Scans erstellt. Die 3D Scans wurden vom klinischen Untersucher und zu einem späteren Zeitpunkt erneut von zwei unabhängigen Prüfern befundet und mit den Ergebnissen der klinischen Untersuchung verglichen. Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der 3D Scans war bei der Erkennung fehlender Zähne perfekt und bei Restaurationen sehr hoch. Bei Plaque und Karies waren sie weniger genau als die klinische Untersuchung, aber immer noch akzeptabel. Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Einsatz von Intraoralscannern zum Screening des Zahnstatus bei pflegebedürftigen Menschen in Seniorenheimen eignen könnte. Die telemedizinische Auswertung der 3D Scans ermöglicht eine Früherkennung und entsprechende Behandlung von Mundkrankheiten schwer zugänglicher Patientengruppen – und trägt so dazu bei, die Mundgesundheit dieser Risikogruppen nachhaltig zu verbessern.

Vernachlässigung bei Kindern: erkennen und ansprechen

Häusliche Gewalt hat viele Gesichter. Eines ist die Kindesvernachlässigung, zu der auch das Dental Neglect gehört. Darunter versteht man die zahnmedizinische Vernachlässigung von Kindern, bei der vermehrt Zahnschäden und Karies auftreten. In diesen Fällen sehen die verantwortlichen Bezugspersonen trotz zahnärztlicher Beratung nicht ein, dass eine Behandlung nötig ist, nehmen Termine in der Praxis nicht wahr und versäumen es, sich um die Mundhygiene des Kindes zu kümmern. Ein bekanntes Beispiel für Dental Neglect ist die frühkindliche Karies, auch Nuckelflaschenkaries genannt. Um diesen Kindern zu helfen, sollten Zahnärztinnen, Zahnärzte und Studierende der Zahnmedizin typische Anzeichen für Dental Neglect erkennen können, das Thema angemessen ansprechen und ihre Handlungsmöglichkeiten kennen. Diese Kompetenzen fördert die prämierte Initiative Zahnärztinnen und Zahnärzte sehen mehr als Zähne! von Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Bettina Pfleiderer, Leiterin der Arbeitsgruppe Cognition & Gender der Medizinischen Fakultät der Universität Münster und ihr Team Dr. med. dent. Jana Lauren Bregulla, Greta Heuel und Madeleine Stöhr. Dafür erhielten sie den mit 4.500 Euro dotierten Hauptpreis im Bereich Praxis & Gesellschaft. Herzstück des gemeinsamen Projektes aus der Medizin und Zahnmedizin sind eigens entwickelte innovative Trainingsmaterialien für die Zahnmedizin. Sie behandeln die Formen und Indikatoren häuslicher Gewalt, die medizinische Dokumentation sowie angemessene Kommunikationsstrategien. Texte, Bilder, Fallbeispiele, Videos, Aufgaben zum Weiterdenken und Fragespiele vermitteln die Inhalte ansprechend und interaktiv. Die Materialien stehen Interessierten kostenlos zur Verfügung und wurden bereits in eine bestehende europäische Trainingsplattform zur häuslichen Gewalt integriert. Zentrales Ziel des Projekts ist die Einbindung der Themen häusliche Gewalt und Dental Neglect in die Lehre des Zahnmedizinstudiums. Zudem wollen die Initiatorinnen die Theorie künftig um Präsenz- und Online-Trainingseinheiten mit Simulationspatientinnen und -patienten ergänzen. Darüber hinaus sollen Materialien für praktizierende Zahnärztinnen und Zahnärzte entwickelt werden, u. a. Flyer und Plakate, Ansteckbuttons für den Kittel, die Betroffenen signalisieren, dass sie das sensible Thema in dieser Praxis ansprechen können.

Maßgeschneiderte Mundpflegestandards für Menschen mit Behinderung

Den zweiten Platz im Bereich Praxis & Gesellschaft mit einer Prämie von 3.000 Euro erhielt die Arbeitsgruppe um den Zahnarzt Dr. Guido Elsäßer, Katja Weidlich und Ilse Bauer in Kernen, Remstal. Die Praxis kooperiert seit vielen Jahren mit der Diakonie Stetten e.V., einer großen Einrichtung der Eingliederungshilfe in Baden-Württemberg, in der mehr als 1.500 Menschen aller Altersgruppen mit unterschiedlichsten Behinderungen leben. Viele brauchen Unterstützung bei der Mund- und Zahnpflege, die jedoch auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sein muss. Zum Beispiel haben Personen mit Zerebralparesen häufig Schluckstörungen mit Aspirationsgefahr und brauchen besondere Hilfsmittel beim Zähneputzen. Bei Störungen aus dem Autismus-Spektrum sind dagegen ritualisierte Abläufe wichtig. Für das Personal sind diese Besonderheiten oft eine Herausforderung, denn die pflegenden Berufsgruppen sind ebenso unterschiedlich wie die Bewohner. Vor dem Hintergrund gründeten Fachkräfte der Einrichtung und die kooperierende Zahnarztpraxis eine Arbeitsgruppe und legten einrichtungsinterne Mundpflegestandards fest. Diese basieren auf dem 2021 veröffentlichten Expertenstandard in der Pflege zur Förderung der Mundgesundheit und berücksichtigen außerdem die Besonderheiten einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. Flankierend erarbeitete die Gruppe eine neue Schulungsstrategie mit hohem Praxisanteil, Arbeits- und Umsetzungshilfen, etwa Aufklärungsbögen in Leichter Sprache oder eine Checkliste für den Umgang mit abwehrendem Verhalten beim täglichen Zähneputzen. Das Konzept kann auch auf andere Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung übertragen werden.

Die Jury: Abschied und Neuanfänge

Nach drei Jahrzehnten verabschiedet die Jury Prof. em. Dr. Joachim Klimek von der Universität Gießen. Der ausgewiesene Experte für Kariesprophylaxe und dentale Erosionen ist Jurymitglied der ersten Stunde und hat den Wrigley Prophylaxe Preis in drei Jahrzehnten maßgeblich mitgeprägt. Zusammen mit den anderen Jurymitgliedern sicherte er das hohe Niveau sowie den Praxisbezug der ausgezeichneten Studien und Initiativen. Wie präsent das Thema Kariesprävention damals wie heute ist, zeigen auch die aktuell prämierten Arbeiten: Ihre Erkenntnisse und Konzepte zielen auf eine bessere Mundgesundheit besonders schutzbedürftiger Gruppen. Für den Hauptgewinn im Bereich Wissenschaft hat Prof. Dr. Nadine Schlüter aus Hannover, selbst mehrfache Preisträgerin und nun neues Jurymitglied, die Patenschaft übernommen. Ihr liegt das Thema am Herzen: Wenn alte Menschen pflegebedürftig werden und nicht mehr in die Zahnarztpraxis kommen, drohen nicht nur Karies und Parodontitis, sondern es verschlechtern sich auch ihr Ernährungsstatus und die Gesamtgesundheit. Diese Risikogruppen wieder regulär zu versorgen, ist ein wichtiges Ziel. Bei der Juryvertretung im Bereich Öffentliches Gesundheitswesen gibt es im nächsten Jahr eine turnusmäßige Neuerung: Dr. Christian Rath, Geschäftsführer beim Verein für Zahnhygiene, Darmstadt, gibt den Staffelstab an Dr. Steffi Beckmann weiter. Sie ist Geschäftsführerin der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) in Bonn. Die weiteren Mitglieder der unabhängigen Jury sind Prof. Dr. Thomas Attin (Zürich), Prof. Dr. Rainer Haak (Leipzig), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Bern) und Prof. Dr. Annette Wiegand (Göttingen).

Mars Wrigley engagiert sich mit der 1989 ins Leben gerufenen Gesundheitsinitiative Wrigley Oral Health Program (WOHP) seit über 30 Jahren für die Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in Deutschland. Weil Kariesprophylaxe das A und O für gesunde Zähne ist, fördert das WOHP sowohl die Individual- als auch die Gruppenprophylaxe in Forschung, Lehre und Praxis. Die Produkte der EXTRA® Reihe sind ein weiterer Baustein für eine bessere Zahngesundheit, wie z. B. die zuckerfreien EXTRA® Kaugummis zur Zahnpflege. Sie regen durch das Kauen den Speichelfluss an – und Speichel unterstützt die Neutralisierung von Plaque-Säuren und die Remineralisierung des Zahnschmelzes. Plaque-Säuren und die nachfolgende Demineralisation des Zahnschmelzes sind Risikofaktoren bei der Entstehung von Zahnkaries. Laut der medizinischen Leitlinie zur Kariesprophylaxe ist es empfehlenswert, regelmäßig nach den Mahlzeiten zuckerfreien Kaugummi zu kauen. Wer lieber lutscht als kaut, kann auf EXTRA® Pastillen zur Mundpflege zurückgreifen.

24.11.2023 Wrigley Prophylaxe Preis 2023 Zahnseide für alle, Rezepte gegen Erosionen, soziale Zahnpflegeprojekte für Jung und Alt München, 24.11.2023 - Heute wurden die Gewinnerinnen und Gewinner des Wrigley Prophylaxe Preises 2023 bekannt gegeben, der in diesem Jahr zum 29. Mal verliehen wurde. Der Hauptgewinn im Bereich Wissenschaft ging mit einer Prämie von 5.000 Euro an die Arbeitsgruppe um Dr. Birte Holtfreter von der Universitätsmedizin Greifswald. Ihre Langzeitstudie belegt den Nutzen insbesondere von Zahnseide: Der regelmäßige Einsatz reduziert Plaque, Zahnfleischentzündungen und -taschen. Den mit 2.000 Euro dotierten Preis im Bereich Wissenstransfer in die Praxis erhielten Diplom-Ökotrophologin Dorothee Hahne aus Köln und ihr Team. Sie haben erstmals Rezepte für Speisen und Getränke mit Erosionsschutz entwickelt, die zur Ernährungslenkung von Erosionspatient*innen in der zahnärztlichen Praxis eingesetzt werden können. Den Sonderpreis Zahnmedizinische Praxis & soziale Verantwortung bekamen mit jeweils 2.500 Euro gleich zwei Projekte. Die Zahnperle von Dr. Kerstin Aurin und Kolleg*innen vom Verein Zahnfuchs e. V. aus Heidelberg kümmert sich um die Mundhygiene von schwer kranken Kindern, die längere Zeit stationär im Krankenhaus sein müssen. Das zweite prämierte Projekt stammt von Dr. Anna-Lena Hillebrecht und ihrem Team vom Universitätsklinikum Freiburg: Sie haben einen Lehrparcours für Zahnmedizin-Studierende entwickelt, der Funktionseinschränkungen und Behinderungen simuliert.

Wrigley Prophylaxe Preis 2023

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2023:
(von links) Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern), Janina Werner (Wrigley Oral Health Program, Unterhaching), Dr. Christian Rath (Jury, Darmstadt), PD Dr. Birte Holtfreter (Preis Wissenschaft, Greifswald), Dr. Anna-Lena Hillebrecht (Sonderpreis, Freiburg), Prof. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Dr. Kerstin Aurin (Sonderpreis, Heidelberg), Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig), Dipl. oec. troph. Dorothee Hahne (Preis Wissenstransfer in die Praxis, Köln), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Jury, Hannover), Prof. Dr. Annette Wiegand (Jury, Göttingen)
Nicht im Bild: Prof. Dr. Thomas Attin (Jury, Zürich)
Foto: Wrigley Oral Health Program/DGZ

Der Wrigley Prophylaxe Preis ist eine Institution in der Zahnmedizin. Seit seiner Gründung 1994 wird er jährlich für herausragende Forschung und Projekte auf dem Gebiet der Kariesprophylaxe verliehen. Stifterin ist die zahnmedizinische Initiative Wrigley Oral Health Program, die sich für eine Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in allen Bevölkerungsgruppen einsetzt. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi den Speichelfluss stimuliert und damit die Zahngesundheit fördert. Es gehört neben Zähneputzen und gesunder Ernährung zu den drei Kernempfehlungen in der medizinischen Leitlinie zur Kariesprophylaxe, die jeder täglich eigenverantwortlich umsetzen kann (www.dgz-online.de/patienten/informationen). Der Preis steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) und wird traditionsgemäß auf deren Jahrestagung verliehen, die in diesem Jahr in München stattfand.

Langzeitstudie bestätigt Nutzen von Interdentalreinigung

Die Verwendung von Zahnseide, Interdentalbürsten und anderen interdentalen Reinigungshilfen gilt als effektive Ergänzung zum Zähneputzen, um Plaque und Gingivitis vorzubeugen. Die Evidenz für diese Empfehlung ist jedoch gering. Zudem liefern klinische Studien bislang nur begrenzte wissenschaftliche Belege für einen Nutzen der Interdentalreinigung bei oralen Erkrankungen mit langfristigem Verlauf, wie Karies, Parodontitis und Zahnverlust.

Klarheit in diesen Fragen bringt die mit 5.000 Euro prämierte Arbeit von Privatdozentin Dr. Birte Holtfreter von der Universitätsmedizin Greifswald und ihrem Team Elena Conrad, Prof. Dr. Thomas Kocher und Prof. Dr. Alexander Welk. In ihrer prospektiven Kohortenstudie haben sie erstmals die Langzeiteffekte der täglichen Nutzung von interdentalen Reinigungshilfen auf ein breites Spektrum dentaler und parodontaler Variablen untersucht. Dazu wurden die 7-Jahres-Follow-Up-Daten von 2.224 Teilnehmenden der Study of Health in Pomerania (SHIP-TREND) anhand von adjustierten linearen und ordinalen logistischen Modellen analysiert. Das Ergebnis: Nach einer Beobachtungszeit von im Schnitt 7,4 Jahren ergab die Verwendung von Zahnseide und Interdentalbürsten signifikante positive Effekte auf die Folgeuntersuchungswerte von Plaque, Bleeding on Probing (BOP) und Sondierungstiefenvariablen. Die größten Effekte auf all diese Parameter hatte Zahnseide. Interdentalbürsten verringerten die Plaque- und BOP-Werte. Allerdings war keine der Interdentalreinigungshilfen konsistent mit der Anzahl kariesfreier gesunder Flächen oder der Anzahl fehlender Zähne signifikant assoziiert.

Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen die bisherige Evidenz und betonen, dass Hilfsmittel zur Interdentalreinigung empfehlenswert sind: Sie können zur Verringerung von Plaque, Gingivitis und Taschenbildung führen - und sind damit möglicherweise auch ein relevanter Ansatz zur Prävention von Parodontitis.

Wissenschaftlich geprüfte Rezepte mit Erosionsschutz

Die Prävalenz dentaler Erosionen steigt in westlichen Industrieländern seit Jahren in allen Altersklassen. Hauptursache ist der häufige Verzehr saurer Speisen und Getränke, von Erfrischungsgetränken und Fruchtsäften bis zu frischem Obst, Salatsaucen und Sauerkonserven. Die Kombination mit Kalzium ist eine bewährte Strategie, um das erosive Potenzial von Speisen und Getränken zu senken. Bislang waren aber nur pauschale Ratschläge möglich, z. B. eine Kalziumtablette zu Orangensaft zu geben. Das ändert die mit 2.000 Euro prämierte Studie Modifikation von Speisen und Getränken zur Reduktion des erosiven Potenzials. Die Diplom-Ökotrophologin Dorothee Hahne (Köln), die Zahnärztinnen Houma Kustermann (Rottweil), Dr. med. dent. Anja Lüssi (Bern) und Prof. em. Dr. med. dent. Adrian Lussi (Universität Bern) haben erstmals konkrete Rezepturen mit Erosionsschutz für Speisen und Getränke entwickelt.
Das Team untersuchte den Zusatz von Kalzium in drei Konzentrationen zu Apfel- und Orangensaft, einem Energy-Drink und einem Kola-Getränk und modifizierte die Rezepte von fünf säurehaltigen Gerichten durch kalziumreiche Zutaten wie z. B. Käse, Joghurt oder Nüsse. Das erosive Potenzial wurde vor und nach der Modifikation untersucht. Als Schmelzprobekörper dienten kariesfreie Prämolaren und Molaren, bei denen nach zwei Minuten Einwirkzeit in der jeweiligen Testlösung Härtemessungen nach Vickers durchgeführt wurden.

Bei Orangensaft und dem Energy Drink verringerten bereits geringe Kalziumzusätze die Erosivität, bei Apfelsaft waren höhere Konzentrationen nötig. Bei Kola war Kalzium in jeder Konzentration unwirksam; es blieb erosiv. Die angereicherten Getränke schmeckten teils salziger oder hatten eine bittere Note.

Bei den Speisen sank die Erosivität durch die modifizierten Rezepturen signifikant. Am deutlichsten war der Effekt bei einem Obstsalat mit Aprikosen und Beeren: Die Zugabe von Joghurt senkte die Härteabnahme auf - 1,08 %, versus - 9,25 % ohne Joghurt. Die zusätzliche Ergänzung von Haselnüssen führte sogar zu einer Härtezunahme um 0,75 %. Wirksam war auch der Zusatz von Parmesankäse zu einem mit Essig-Öl-Vinaigrette zubereiteten Rukolasalat. Im Geschmackstest schnitten die Speisen genauso gut oder besser ab als das Original.

Patient*innen mit Erosionen können die modifizierten Speisen und Getränke konsumieren, ohne Säureangriffe befürchten zu müssen. Das ermöglicht ihnen, erwünschte saure Lebensmittel wie Obst oder sauer eingelegtes Gemüse im Speiseplan zu behalten. Damit sind sie ein attraktives neues Instrument für die Ernährungslenkung und Beratung in der zahnärztlichen Praxis.

Wrigley Prophylaxe Preis 2023

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2023:
(von links) Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig), Janina Werner (Wrigley Oral Health Program, Unterhaching), Dr. Christian Rath (Jury, Darmstadt), Dr. Anna- Lena Hillebrecht (Sonderpreis, Freiburg), Luisa Brass (Gewinnergruppe Aurin), Dr. Kerstin Aurin (Sonderpreis, Heidelberg), Prof. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Jury, Hannover), Dipl. oec. troph. Dorothee Hahne (Preis Wissenstransfer in die Praxis, Köln), Houma Kustermann (Gewinnergruppe Hahne), PD Dr. Birte Holtfreter (Preis Wissenschaft, Greifswald), Prof. Dr. Annette Wiegand (Jury, Göttingen)
Nicht im Bild: Prof. Dr. Thomas Attin (Jury, Zürich), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern)
Foto: Wrigley Oral Health Program/DGZ

Zahnputzperlen von Schüler*innen motivieren Kinder in Kliniken

Den mit 2.500 Euro dotierten Sonderpreis Zahnmedizinische Praxis & soziale Verantwortung erhält das ehrenamtliche Projekt Zahnputzperle, das von Dr. Kerstin Aurin vom Verein Zahnputzfuchs e.V. aus Heidelberg und ihrem Team gegründet wurde: Melanie Lorenz, Dr. Blanka Plewig, Luisa Brass, Leo Christ, Dr. Ines Brösse und Laura Hassel. Das kreative Konzept richtet sich an Kinder, die wegen einer schwerwiegenden Diagnose längere Zeit stationär in einer Klinik bleiben müssen und will sie motivieren, ihre Zähne regelmäßig zu putzen. Eine gute Mundgesundheit ist für Kinder mit onkologischen oder kardiologischen Erkrankungen besonders wichtig, denn dentale Infektionen, etwa infolge unbehandelter kariöser Läsionen, sind für sie ein Gesundheitsrisiko.
Die 2 cm großen Zahnputzperlen entstehen in Kooperation mit weiterführenden Schulen im Kunstunterricht der Klassen 6 bis 9. Als Einstieg dient ein Klassengespräch zur Bedeutung der Zahngesundheit, anschließend machen die Schüler*innen Skizzen von Zähnen und basteln Zahnputzperlen aus Modelliermasse. Jede ist ein Unikat und liebevoll gestaltet - z. B. mit lachendem Gesicht, fröhlichem Zwinkern, Schnurrbart, Hut oder Zipfelmütze. Die Perlen werden dann an die kinderonkologischen und -kardiologischen Stationen übergeben. Dort sammeln die kleinen Patient*innen beim täglichen Zähneputzen Stempel oder Sticker auf einer Zahnputzkarte. Ist diese voll oder fällt es den Kindern schwer Zähne zu putzen (z.B. bei/ nach Mukositis),, dürfen sie sich eine Zahnputzperle aussuchen.

Das Projekt Zahnputzperle fördert nicht nur eine gute Mundhygiene, sondern bereitet den kranken Kindern auch eine Freude in ihrem belastenden Alltag. Gleichzeitig werden die Schüler*innen an weiterführenden Schulen über die Bedeutung einer guten Mundhygiene aufgeklärt und für soziales Engagement sensibilisiert. Momentan nehmen deutschlandweit elf Kliniken und Schulen an dem Projekt teil. Künftig soll es in weiteren Kliniken umgesetzt werden.

Simulations-Lehrparcours macht Behinderungen im Alter erlebbar

Wer heute Zahnmedizin studiert, wird später auch Patient*innen mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen behandeln, die besondere Unterstützung beim Erhalt der Mundgesundheit brauchen. Damit angehende Zahnärzt*innen sich in deren Probleme hineinversetzen und kompetent damit umgehen können, haben Dr. Anna-Lena Hillebrecht und ihre Kolleg*innen Prof. Dr. Benedikt Spies, Zahnärztin Simone Steffens, Dr. Anuschka Roesner, Dr. Kirstin Vach und Prof. Dr. Ralf Kohal einen Lehrparcours entwickelt, der zahnmedizinisch relevante Funktionseinschränkungen simuliert. Für dieses beeindruckende Projekt erhielt das Team ebenfalls den mit 2.500 Euro dotierten Sonderpreis Zahnmedizinische Praxis & soziale Verantwortung.

Der Parcours besteht aus vier Stationen - und an jeder können Studierende unterschiedliche Einschränkungen am eigenen Leib erfahren und Strategien erarbeiten, um damit verbundene Defizite für die Mundgesundheit zu kompensieren.

An Station 1 ziehen die Studierenden Alterssimulationsanzüge an, die z. B. Augenerkrankungen, Schwerhörigkeit, Koordinationsstörungen oder Kraftverlust erlebbar machen. An Station 2 putzen sie ihre Zähne unter den erschwerten Bedingungen von Handtremor und Hemiplegie, an Station 3 wird eine Behandlung bei körperlichen Einschränkungen im Rollstuhl simuliert. An Station 4 wird u. a. mit Watterollen eine Xerostomie erzeugt und mit Produkten gelindert, die in diesen Fällen üblicherweise eingesetzt werden, etwa künstlicher Speichel.

Der Lehrparcours vermittelt praktische Inhalte aus den Bereichen Zahnmedizin für Menschen mit Behinderungen und Alterszahnmedizin. Er kann z. B. im Rahmen der neuen zahnärztlichen Approbationsordnung an Universitäten eingesetzt werden, eignet sich aber auch zur Schulung von Praxisteams oder Pflegepersonal. Zudem ist es flexibel und kann um weitere Stationen erweitert werden.

Die Jury verabschiedet Professor Geurtsen

Nach 14 Jahren verlässt Prof. Dr. Werner Geurtsen von der Medizinischen Hochschule Hannover die Jury. Mit seinem langjährigen Engagement hat er den Wrigley Prophylaxe Preis stark geprägt. Wie allen Jurymitgliedern war es auch ihm immer ein Anliegen, Forschungserkenntnisse und Projekte auszuzeichnen, die schnell in die Praxis finden und die Mundgesundheit von besonders gefährdeten oder benachteiligten Gruppen im Blick haben. In diesem Jahr hat er die Patenschaft für das Projekt Zahnputzperle übernommen: Das Engagement der Schüler*innen stärkt die Solidarität mit schwer kranken Kindern und sensibilisiert sie, auf ihre Mundgesundheit zu achten. Das ist besonders wichtig, weil damit das Risiko für Komplikationen sinkt. Die weiteren Mitglieder der unabhängigen Jury sind Prof. Dr. Thomas Attin, Zürich, Prof. Dr. Rainer Haak, Leipzig, Prof. Dr. Joachim Klimek, Gießen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Bern, Dr. Christian Rath vom Verein für Zahnhygiene e. V., Darmstadt, und DGZ-Präsidentin Prof. Dr. Annette Wiegand, Göttingen.

Mit den prämierten Arbeiten unterstützt das WOHP in diesem Jahr vor allem praxisrelevante Forschung und Projekte, die die Eigenverantwortung und das soziale Engagement für Jung und Alt fördern. Damit leistet der Preis erneut einen wichtigen Beitrag zu einer besseren Mundgesundheit in der gesamten Bevölkerung.

Mars Wrigley engagiert sich mit der 1989 ins Leben gerufenen Gesundheitsinitiative Wrigley Oral Health Program (WOHP) seit über 30 Jahren für die Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in Deutschland. Weil Kariesprophylaxe das A und O für gesunde Zähne ist, fördert das WOHP sowohl die Individual- als auch die Gruppenprophylaxe in Forschung, Lehre und Praxis. Die Produkte der EXTRA® Reihe sind ein weiterer Baustein für eine bessere Zahngesundheit, wie z. B. die zuckerfreien EXTRA® Kaugummis zur Zahnpflege. Sie regen durch das Kauen den Speichelfluss an - und Speichel unterstützt die Neutralisierung von Plaque-Säuren und die Remineralisierung des Zahnschmelzes. Plaque-Säuren und die nachfolgende Demineralisation des Zahnschmelzes sind Risikofaktoren bei der Entstehung von Zahnkaries. Laut der medizinischen Leitlinie zur Kariesprophylaxe ist es empfehlenswert, regelmäßig nach den Mahlzeiten zuckerfreien Kaugummi zu kauen. Wer lieber lutscht als kaut, kann auf EXTRA® Pastillen zur Mundpflege zurückgreifen.

Würzburg, 23.09.2022 - Heute wurden die Gewinner*innen des Wrigley Prophylaxe Preises bekannt gegeben, der in diesem Jahr zum 28sten Mal verliehen wurde. Den ersten Platz und 5.000 Euro erhält die Arbeitsgruppe um Dr. Uwe Niekusch vom Zahnärztlichen Dienst des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg. Ihr Programm zur Gruppenprophylaxe adressiert die unter Dreijährigen - sie sind noch zu häufig von Karies betroffen. Den zweiten Platz, dotiert mit 3.000 Euro, belegen Bettina Berg von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V. (DAJ) in Bonn und ihr Team. Sie haben ein Unterrichtskonzept zur Mundgesundheit entwickelt, das angehende Hebammen fit für die Prophylaxe-Beratung macht. Der dritte Platz mit 2.000 Euro geht an Privatdozentin Dr. Ghazal Aarabi und ihre Kolleg*innen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Ihre App stärkt die Mundgesundheitskompetenz bei Risikogruppen. Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Zahnmedizinische Praxis & soziale Verantwortung“ erhalten Dr. Louise Holtmann und ihre Kolleginnen vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Ihr Projekt hat die Zahngesundheit bei Kindern mit angeborenem Herzfehler im Blick.

Wrigley Prophylaxe Preis 2022

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2022:
(von links) Prof. Dr. Annette Wiegand (Jury, Göttingen), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Jury, Hannover), Bettina Berg (2. Platz, Bonn), Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Attin (Jury, Zürich), PD Dr. Ghazal Aarabi (3. Platz, Hamburg), Prof. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Dr. Louise Holtmann (Sonderpreis, Kiel), Dr. Christian Rath (Jury, Darmstadt), Sibylle Wilczek (Gewinnergruppe 1. Platz, Heidelberg), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern), Janina Werner (Wrigley Oral Health Program, Unterhaching), Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig)
Foto: Wrigley Oral Health Program/DGZ

Der Wrigley Prophylaxe Preis ist eine Institution in der Zahnmedizin. Seit seiner Gründung 1994 wird er jährlich für herausragende Forschung und Projekte auf dem Gebiet der Kariesprophylaxe verliehen. Stifterin ist die zahnmedizinische Initiative „Wrigley Oral Health Program“, die sich für eine Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in allen Bevölkerungsgruppen einsetzt. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi den Speichelfluss stimuliert und damit die Zahngesundheit fördert. Es gehört neben Zähneputzen und gesunder Ernährung zu den drei Kernempfehlungen in der medizinischen Leitlinie zur Kariesprophylaxe, die jeder täglich eigenverantwortlich umsetzen kann (www.dgz-online.de/patienten/informationen). Der Preis steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) und wird traditionsgemäß auf deren Jahrestagung verliehen, die in diesem Jahr in Würzburg stattfand. Es wurden 25 und damit außergewöhnlich viele Arbeiten eingereicht; seit Bestehen des Preises gab es nur ein Jahr mit mehr Bewerbungen. Das spiegelt, wie aktuell das Thema Kariesprävention nach wie vor ist.

„Aktion Mäusezähnchen“ fördert Prophylaxe bei den Kleinsten

Frühkindliche Karies ist ein häufiges Problem: Fast 14 % der Dreijährigen in Kitas haben Karieserfahrung, ergab 2016 eine Studie der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e. V. (DAJ). Das zeigt: Prävention muss früher beginnen als bisher, sprich vor dem dritten Geburtstag. Denn je früher mundgesunde Gewohnheiten und Rituale eingeübt werden, desto besser sind die Chancen für ein kariesfreies Gebiss. Deshalb ergänzte die DAJ ihre Empfehlungen um neue Inhalte der Gruppenprophylaxe für unter Dreijährige, zusätzlich führte der Gesetzgeber 2019 zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen für diese Altersgruppe ein.

Um die Gruppenprophylaxe für unter Dreijährige in Kitas und der Tagespflege zu fördern, entwickelten Dr. Uwe Niekusch, Dr. Abdul-Razak Bissar und Sibylle Wilczek vom Zahnärztlichen Dienst in Heidelberg das Programm „Aktion Mäusezähnchen“. Dafür erhielten sie den ersten Platz und 5.000 Euro.

Das Programm richtet sich sowohl an u3-Kinder als auch an deren Betreuungspersonen wie Erzieher*innen und Eltern und bietet den Teilnehmern die Möglichkeit einer Zertifizierung und ist in allen „u3“-Betreuungsstellen ohne größeren Mehraufwand anwendbar. Es ist modular aufgebaut und enthält Infomaterialien und Schulungsimpulse u. a. zur täglichen Zahnreinigung und zu zahngesunder Ernährung, ebenso Arbeitshilfen, die das Trinken aus dem Becher fördern oder das Abgewöhnen von Schnuller und Daumenlutschen unterstützen. Gleichzeitig bietet das Programm den Einrichtungen einen gewissen Grad an Flexibilität und Selbstbestimmung was die Akzeptanz und Motivation für das Projekt bei den Erziehenden fördert. Geplant ist, dass nicht nur Kitas, sondern auch Arbeitsgemeinschaften bzw. Arbeitskreise für Zahngesundheit Materialien, Ideen, Erfahrungen und Vorschläge in einen Sammelpool einbringen können, der allen Beteiligten zur Verfügung steht. „Dieses offene und partnerschaftliche Konzept hat uns überzeugt“, erklärte Jurymitglied Professorin Annette Wiegand, Universität Göttingen. „Es motiviert zur Mitarbeit und erleichtert Kitas den Einstieg in die Gruppenprophylaxe für die Allerkleinsten, die bislang zu kurz kam. Zudem unterstützt das Projekt die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen und bildet eine gute Grundlage für bestehende Projekte der Gruppenprophylaxe für über Dreijährige.“

Weitere Infos unter: https://agz-rnk.de/category/baby/maeusezaehnchen

Unterricht zur Mundgesundheit für angehende Hebammen

Hebammen spielen eine Schlüsselrolle für Schwangere und junge Eltern. Um sie bereits in der Ausbildung für die Präventionsberatung zu qualifizieren, gehört das Fach „Mundgesundheit für Mutter und Kind“ seit 2019 bundesweit an allen Ausbildungsstätten für Hebammen zum Angebot. Das Unterrichtskonzept wurde federführend von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e. V. (DAJ) in Bonn in Kooperation mit dem Deutschen Hebammenverband und mehreren Landesarbeitsgemeinschaften für Jugendzahnpflege erarbeitet. Dafür vergab die Jury den zweiten, mit 3.000 Euro dotierten Wrigley Prophylaxe Preis an Bettina Berg von der DAJ und ihr Team: Gabriele Dyckmans, Heike Eicher, Ursula Günster-Schöning, Jana Lill, Diana Müller, Dr. Annette Muschler, Ute Petrus, Sibylle Bausback-Schomakers, Petra Völkner-Stetefeld, und PD Dr. Yvonne Wagner.

Das Konzept vermittelt in vier bis sechs Schulstunden die wichtigsten Aspekte zur zahnmedizinischen Prävention für die Zeit der Schwangerschaft bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Dabei stehen zwei Kernbotschaften im Fokus: Erstens, dass die werdende Mutter effektiv für ihre eigene Zahngesundheit sorgen kann und sollte, und zweitens, dass frühkindliche Karies vermeidbar ist. Hier ist Aufklärung dringend notwendig, denn die Nuckelflasche mit zuckerhaltigen Getränken ist nach wie vor häufiger Auslöser einer frühkindlichen Karies.

App verbessert Mundgesundheit bei Risikogruppen

Manche vulnerablen Bevölkerungsgruppen in Deutschland haben eine schlechtere Mundgesundheit als die Mehrheitsbevölkerung. Sie wissen oft nicht, wo sie sich informieren können und was sie tun sollen, um die Situation zu verbessern. Eine neue App soll helfen, die mangelnde Mundgesundheitskompetenz zu verbessern - ein innovativer Prophylaxe-Ansatz, den die Jury mit dem dritten Platz beim Wrigley Prophylaxe Preis und 2.000 Euro prämierte. Die Auszeichnung ging an Privatdozentin Dr. Ghazal Aarabi und Dr. Christopher Kofahl sowie deren Team vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Die App berücksichtigt kultur- und migrationsspezifische Besonderheiten, ist in verschiedenen Sprachen verfügbar und enthält mehr als 350 Aufklärungselemente, u. a. zu Mundhygiene, Ernährung, Fluorid, oralen Erkrankungen oder zum deutschen Gesundheitssystem. Die Inhalte werden spielerisch via Multiple-Choice-Quiz und interaktiven Videos vermittelt, etwa zum richtigen Gebrauch von Zahnseide. Motivierend sind auch die Elemente zur Selbstkontrolle und Erinnerungsnachrichten.

Wie effektiv die App ist, wird derzeit in einer randomisiert-kontrollierten Interventionsstudie untersucht. Dafür wurde die Mundgesundheitskompetenz bei 128 App-Anwender*innen und 384 Kontrollpersonen mit einem Fragebogen bei Studienbeginn und nach sechs Monaten gemessen. Erste Daten sind positiv: Im Vergleich zur Kontrollgruppe wussten App-Anwender*innen nach sechs Monaten deutlich besser Bescheid, warum eine gute Mundgesundheit wichtig ist und wie man sie erreicht. Daher ist zu erwarten, dass die Nutzung der App die Mundgesundheit nachhaltig fördert und die übliche zahnärztliche Versorgung ergänzt.

Sonderpreis: Kariesprophylaxe für Kinder mit Herzfehlern

Für Kinder mit angeborenem Herzfehler ist eine gute Mundgesundheit besonders wichtig. Denn bei einem kariesfreien Milchgebiss sinkt lebenslang das bei einigen Herzfehlern erhöhte Risiko einer Endokarditis. Ursache sind oft Bakterien aus dem Mund- und Rachenraum. Eine Beratung zur Mundhygiene erfolgt bei den regelmäßigen Kontrollterminen in der Kinderkardiologie. Trotzdem werden in der Zahnklinik regelmäßig Kinder mit Herzfehlern vorgestellt, die frühkindliche Karies mit teils ruinösem Zahnstatus haben.

Um die Kariesprophylaxe bei diesen Risikopatienten zu optimieren, haben Dr. Louise Holtmann, Dr. Antje Geiken, Merle Gerstner, Jutta Conradi und Dr. Katy Rinne, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, ein Kooperationsprojekt gestartet. Für ihr Engagement erhielten sie den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Zahnmedizinische Praxis & soziale Verantwortung“. Bei dem Projekt ziehen zwei Fachkliniken an einem Strang: Kommen die Kinder zu den Kontrollterminen in die Klinik für angeborene Herzerkrankungen und Kinderkardiologie, werden sie bei Bedarf in die Zahnklinik überwiesen, die eigens eine Sprechstunde für Kinder und Jugendliche mit Herzfehlern eingerichtet hat. Diese bietet eine engmaschige Prophylaxe und individuelle Betreuung.

Ein zweites Ziel des Projekts war es, die Versorgung dieser Risikopatienten im Lehrplan des Zahnmedizinstudiums zu verankern. Im siebten Semester sind Hospitationstage in der Kinder- und Jugendzahnheilkunde vorgesehen, bei denen Besonderheiten der Behandlung vermittelt werden, z. B. ob vor dem Zahnarztbesuch eine Endokarditis-Prophylaxe mit Antibiotika notwendig ist.

Neu in der Jury: Dr. Rath vom Verein für Zahnhygiene

Dr. Christian Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahnhygiene in Darmstadt, ist als Vertreter des öffentlichen Gesundheitswesens zum ersten Mal im Jury-Team. Er kommentierte als Pate des Unterrichtskonzeptes für Hebammen bei der Tagungseröffnung: „Junge Eltern informieren sich intensiv und detailliert zum Thema Mund- und Zahngesundheit ihrer Kinder. Dabei sind insbesondere Hebammen oft enge, immens wichtige Bezugspersonen. Deshalb ist es ideal, sie für die Mundgesundheit zu gewinnen und auszubilden. So können sie werdende Mütter gezielt informieren und beispielweise Nuckelflaschenkaries oder Zahnfehlstellungen bei vielen Kindern vermeiden“ Die weiteren Mitglieder der unabhängigen Wrigley Prophylaxe Preis-Jury sind Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Attin, Zürich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Hannover, DGZ-Präsident Prof. Dr. Rainer Haak, Leipzig, Prof. Dr. Joachim Klimek, Gießen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Bern, und Prof. Dr. Annette Wiegand, Göttingen.

Mars Wrigley engagiert sich mit der 1989 ins Leben gerufenen Gesundheitsinitiative Wrigley Oral Health Program (WOHP) seit über 30 Jahren für die Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in Deutschland. Weil Kariesprophylaxe das A und O für gesunde Zähne ist, fördert das WOHP sowohl die Individual- als auch die Gruppenprophylaxe in Forschung, Lehre und Praxis. Die Produkte der Wrigley´s Extra® Reihe sind ein weiterer Baustein für eine bessere Zahngesundheit, wie z. B. die zuckerfreien Wrigley’s Extra® Kaugummis zur Zahnpflege. Sie regen durch das Kauen den Speichelfluss an - und Speichel unterstützt die Neutralisierung von Plaque-Säuren und die Remineralisierung des Zahnschmelzes. Plaque-Säuren und die nachfolgende Demineralisation des Zahnschmelzes sind Risikofaktoren bei der Entstehung von Zahnkaries. Laut der medizinischen Leitlinie zur Kariesprophylaxe ist es empfehlenswert, regelmäßig nach den Mahlzeiten zuckerfreien Kaugummi zu kauen. Wer lieber lutscht als kaut, kann auf Wrigley’s Extra® Pastillen zur Mundpflege zurückgreifen.

Göttingen, 19.11.2021 - Heute wurden die Gewinnerinnen und Gewin-ner des Wrigley Prophylaxe Preises bekannt gegeben, der in diesem Jahr zum 27sten Mal verliehen wurde. Den ersten Preis und 4.000 Euro erhält die Arbeitsgruppe um Privatdozentin Dr. Julia Caroline Difloe-Geisert von der Universität Basel. Ihrer ersten Pilotstudie zufolge wird interdentale Plaque nach einmaliger Anwendung einer Schallzahnbürste bei parodon-tal gesunden, jungen Erwachsenen nur unvollständig entfernt. Den zwei-ten Platz, dotiert mit 3.000 Euro, belegen Professorin Michelle A. Om-merborn und ihr Team in einer interdisziplinären Kooperation mit Dr. Ralf Schäfer vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Sie stellten einen Test zur Frühdiagnostik von nächtlichem Zähneknirschen (Bruxismus) vor. Der mit 2.000 Euro dotierte Sonderpreis „Praxis und soziales Engage-ment“ ging an Dr. Marc Auerbacher und seine Kolleginnen vom Universi-tätsklinikum München. In ihrer Studie zeigten sie Wege, wie Erwachsene mit schwerer Behinderung auch ohne Narkose erfolgreich behandelt werden können. Den einmalig gestifteten „Innovations-Spezialpreis“ (Prämie: 2.000 Euro) erhielt Privatdozent Dr. Dr. Manuel Weber von der Universitätsklinik Erlangen. Seine Arbeiten legen die Grundlage für die Entwicklung eines diagnostischen Tests zur Prophylaxe des Mundhöh-lenkarzinoms.

Wrigley Prophylaxe Preis 2021

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2021:
(von links) PD Dr. Dr. Manuel Weber (Innovations-Spezialpreis, Erlangen), Andreas Herforth (Jury, Hamburg), Prof. Dr. Nadine Schlüter (Arbeitsgruppe 1. Preis, Freiburg), Prof. Dr. Annette Wiegand (Jury, Göttingen), Prof. Dr. Michelle Ommerborn (2. Preis, Düsseldorf), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Jury, Hannover), Dr. Marc Auerbacher (Sonderpreis, München), Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig), Lydia Gebetsberger (Arbeitsgruppe Sonderpreis, München), Nina Wenzl (Mars Wrigley, Unterhaching), Dr. Dalia Kaisarly (Arbeitsgruppe Sonderpreis, München)
Nicht im Bild: Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Attin (Jury, Zürich), Prof. em. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern)
Foto: Wrigley Oral Health Program/DGZ

Der Wrigley Prophylaxe Preis gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen in der Zahnmedizin. Stifterin ist die wissenschaftliche Initiative „Wrigley Oral Health Program“ mit dem Ziel, die Zahn- und Mundge-sundheit in Deutschland zu verbessern. Der Preis wurde vor 27 Jahren ins Leben gerufen und steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Ge-sellschaft für Zahnerhaltung (DGZ). Der Hintergrund: Das regelmäßige Kauen von zuckerfreiem Kaugummi gehört neben Zähneputzen und ge-sunder Ernährung zu den drei Kernempfehlungen der medizinischen Leit-linie zur Kariesprophylaxe, die jeder eigenverantwortlich umsetzen kann (www.dgz-online.de/patienten/informationen).

Eine unabhängige Jury würdigt wissenschaftliches Engagement und soziale Projekte, die zur Verbesserung der Mundgesundheit in der Bevölkerung beitragen. Der Preis wurde traditionsgemäß auf der Jahrestagung der DGZ verliehen, die dieses Jahr in Göttingen stattfand.

Schallzahnbürsten: Kein Ersatz für die Interdentalraumhygiene

Die Entfernung von Biofilm spielt eine wichtige Rolle für die Prävention von Karies und Parodontalerkrankungen. Die adäquate Reinigung der Zahnzwischenräume mit Hilfsmitteln wie Interdentalraumbürsten kommt jedoch bei den meisten Menschen zu kurz. Neuere In vitro-Studien lassen hoffen, dass verschiedene Schallzahnbürsten eine Biofilmreduktion ohne direkten Borstenkontakt erzielen können.

Ob mit einer Schallzahnbürste Biofilm auch in den schwer zugänglichen Interdentalräumen bei parodontal gesunden, jungen Erwachsenen ent-fernt werden kann, überprüften Privatdozentin Dr. Julia Caroline Difloe-Geisert und ihr Team aus Wissenschaftlern der Universitäten Basel, Frei-burg und Gießen, Prof. Dr. Nadine Schlüter, Sarah Fiedler, Prof. Dr. Caro-lina Ganß, Dr. Eva Maria Kulik und Prof. Dr. Clemens Walter. In ihrer ers-ten klinischen Pilotstudie untersuchten sie die interdentale Biofilmre-duktion und -zusammensetzung nach dem einmaligen Zähneputzen mit einer aktivierten Schallzahnbürste im Vergleich zu manuellem. Dafür er-hielten sie den mit 4.000 Euro dotierten ersten Preis beim diesjährigen Wrigley Prophylaxe Preis.

30 parodontal gesunde junge Erwachsene putzten ihre Zähne mit einer Schallzahnbürste ohne Zahnpasta in verschiedenen Putzvarianten: Sie nutzten diese entweder inaktiviert («Aus») oder schallaktiviert («An»), jeweils ohne und mit Putzinstruktion. Vor und nach dem Zähneputzen erhob das Forschungsteam den Approximal Plaque Index (API) und ent-nahm interdentale Plaqueproben in ausgewählten Interdentalräumen.

Das Ergebnis: Unabhängig von der Putzvariante wurde eine nur unvoll-ständige interdentale Plaquereduktion bei parodontal gesunden, jungen Erwachsenen unter den gegebenen Versuchsbedingungen erzielt. Die Ergebnisse sollten jetzt in einer größeren Population und bei Patienten mit oralen Erkrankungen weiter untersucht werden.

Zahnärztinnen und Zahnärzte sollten ihre Patienten weiterhin motivieren und instruieren, die Interdentalräume mit Hilfsmitteln wie Interdental-raumbürsten zu pflegen.

Frühdiagnostik von Schlafbruxismus

Den zweiten, mit 3.000 Euro dotierten Wrigley Prophylaxe Preis vergab die Jury an Professorin Michelle A. Ommerborn und ihr Team vom Uni-versitätsklinikum Düsseldorf, M. Sc. Nicole Walentek, Dr. Nora Bergmann, Michael Franken und Dr. Andreas Gotter in einer interdisziplinären Ko-operation mit Dr. Ralf Schäfer vom Klinischen Institut für Psychosomati-sche Medizin und Psychotherapie. Ihre Pionierarbeit zum Thema nächtli-ches Zähneknirschen (Schlafbruxismus) eröffnet Zahnärztinnen und Zahn-ärzten neue Optionen zur Prävention von Attritionen.

Attritionen, also der durch Zähneknirschen verursachte irreversible Ver-lust von Zahnhartsubstanz, sind typische Folgeschäden von chronischem Schlafbruxismus. Bislang ist der Goldstandard für eine Früherkennung der Parafunktion das Schlaflabor. Nun wurde ein neues Verfahren zur frühzei-tigen Messung von Attritionen in der Praxis entwickelt. In der prämierten klinischen Studie wurde es an 45 Probanden (mit und ohne Bruxismus) getestet. Es besteht aus einer 0,5 mm dünnen diagnostischen Folie, die mittels konventionellem Tiefziehverfahren individuell für die Probanden gefertigt wurde und die sie in fünf aufeinanderfolgenden Nächten trugen. Die Folien wurden digital abfotografiert und der Abrieb mithilfe einer Software ermittelt. Der daraus berechnete Pixel-Score dient als Maß für die nächtliche Knirschaktivität.

Das Verfahren erwies sich als valide, praxistauglich und anwenderfreund-lich. Der Pixel-Score lag bei Probandinnen und Probanden mit Schlafbru-xismus deutlich höher als bei der Kontrollgruppe; den Tragekomfort be-werteten sie positiv. Das neue Verfahren ermöglicht - so die Autorinnen und Autoren - die frühzeitige Diagnostik von Schlafbruxismus, bevor Schä-den an den Zähnen auftreten. Genutzt werden könnte es in der Präven-tivzahnmedizin zur Attritionsvorbeugung sowie im Rahmen von klinischen Studien.

Behandlung von Patienten mit Behinderungen ohne Narkose möglich

Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Praxis und soziales Engage-ment“ erhielten Dr. Marc Auerbacher und seine Kolleginnen am Universi-tätsklinikum München, Lydia Gebetsberger und Dr. Dalia Kaisarly. Sie zeigten in ihrer retrospektiven Untersuchung, dass Prophylaxebehandlun-gen bei Erwachsenen mit schwerer geistiger oder mehrfacher Behinde-rung auch im Wachzustand gelingen können. Wegen eingeschränkter Ko-operationsfähigkeit finden zahnärztliche Behandlungen bei dieser Patien-tengruppe meist unter Narkose statt.

In der Studie setzte das Team bei 20 Patientinnen und Patienten, die noch nie eine professionelle Zahnreinigung erhalten hatten, diverse Kommunikationsstrategien und verhaltensführende Techniken ein. Da-raufhin konnte die Zahnreinigung bei allen ohne Narkose im Behand-lungsstuhl stattfinden. Zudem wurden sie langfristig in ein Recall-Programm eingebunden. Ein großer Erfolg, denn die regelmäßige Prophy-laxe im Wachzustand verbessert auch die Lebensqualität der Betroffenen deutlich.

Innovations-Spezialpreis: Mundhöhlenkarzinome früher diagnostizieren

Einen einmalig gestifteten „Innovations-Spezialpreis“ (Prämie: 2.000 Euro) erhielt Privatdozent Dr. Dr. Manuel Weber von der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Klinik der Universität Erlangen.

Das Mundhöhlenkarzinom (OSCC) ist der achthäufigste Tumor weltweit. Wichtigster prognostischer Faktor ist das Tumorstadium und damit der Zeitpunkt der Diagnose. Erfolgt die Diagnostik im Stadium einer Vorläufer-läsion (Leukoplakie, OLP), kann diese meist gut behandelt werden - und die Chancen stehen gut, die Entstehung eines OSCC zu verhindern. Eine entscheidende Rolle für die Prophylaxe des OSCC spielen Zahnärztinnen und Zahnärzte, indem sie bei den zweimal jährlich empfohlenen Untersu-chungen der Mundhöhle auf Veränderungen der Mundschleimhaut ach-ten.

Allerdings sind neue diagnostische Parameter notwendig, um OLP mit einem hohen Risiko für eine maligne Transformation zu erkennen und zu behandeln. Die Ergebnisse der prämierten Grundlagenforschung legen nahe, dass immunologische Marker hierfür aussichtsreiche Kandidaten sind und ebnen den Weg für die Entwicklung eines diagnostischen Tests zur Prophylaxe des Mundhöhlenkarzinoms.

Neu in der Jury: Frauen-Power und Verein für Zahnhygiene

Tagungspräsidentin Prof. Dr. Annette Wiegand von der Universität Göttin-gen verstärkte erstmals dieses Jahr die Jury. Als mehrfache Preisträgerin des Wrigley Prophylaxe Preises ist ihr die Auszeichnung bestens bekannt: „Der Einfallsreichtum der Bewerber und die Vielfalt der untersuchten Themengebiete hat mich beeindruckt, die Auswahl der Gewinner unter den 21 eingereichten Bewerbungen war ein hartes Stück Arbeit für uns“, betonte sie bei der Tagungseröffnung. Die weiteren Mitglieder der unab-hängigen Wrigley Prophylaxe Preis-Jury sind Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Attin, Zü-rich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Hannover, DGZ-Präsident Prof. Dr. Rainer Haak, Leipzig, Prof. em. Dr. Joachim Klimek, Gießen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Bern, und Andreas Herforth, Referent zahnärztliche Versor-gung bei der Techniker Krankenkasse Hamburg. Er übergibt sein Juroren-Amt als Vertreter des öffentlichen Gesundheitswesens nach nun drei Jah-ren für 2022 an Dr. Christian Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahn-hygiene, Darmstadt.

Dresden, 27.11.2020 - Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Wrigley Prophylaxe Preis wurde heute zum 26sten Mal - in diesem Jahr online verliehen. Den ersten Preis gewinnt eine Arbeitsgruppe um Professor Ali Al-Ahmad vom Universitätsklinikum Freiburg. Die Wissenschaftler untersuchten erstmals in vivo, wie unterschiedliche Nahrungsbestandteile die mikrobielle Balance im oralen Biofilm beeinflussen. Danach können gezielte Ernährungsempfehlungen zur Kariesprävention effektiv sein. Den zweiten Platz belegen Dr. Caroline Sekundo und ihr Team vom Universitätsklinikum Heidelberg, deren Pilotstudie erstmals Einblicke in die Mundgesundheit Hundertjähriger und Hochbetagter gibt. Den zusätzlich mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis "Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement" erringen Professor Hüsamettin Günay und Dr. Karen Meyer-Wübbold von der Medizinischen Hochschule Hannover für ihr originelles Pilotprojekt, das Senioren eine spielerische Zahnputzkontrolle mittels App oder Abakus nahelegt.

Wrigley Prophylaxe Preis 2020

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2020:
Die Preisträger: (oben v. l. n. r.) Prof. Dr. Ali Al-Ahmad (1.Platz, Freiburg), Dr. Caroline Sekundo (2. Platz, Heidelberg), Prof. Dr. Hüsamettin Günay und Dr. Karen Meyer-Wübbold (Sonderpreis, Hannover); Sponsor: (rechts oben) Nina Wenzl, Wrigley Oral Health Program, Mars GmbH; Die Jury: (unten v. l. n. r.) Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Attin (Zürich), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Hannover), Prof. Dr. Rainer Haak (Leipzig), Prof. Dr. Christian Hannig (Dresden), Andreas Herforth (Hamburg), Prof. em. Dr. Joachim Klimek (Gießen), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Bern)

Der Wrigley Prophylaxe Preis zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen in der Zahnmedizin und ist in Fachkreisen längst eine Institution. Stifterin ist die wissenschaftliche Initiative "Wrigley Oral Health Program". Seit seiner Gründung vor 26 Jahren steht der Preis unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ). Eine unabhängige Jury würdigt wissenschaftliches Engagement sowie gesellschaftliche Projekte, die zur Verbesserung der Mundgesundheit bei besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen beitragen. Der Preis wird traditionell auf der Jahrestagung der DGZ verliehen, die dieses Jahr in Dresden stattfinden sollte. Der Kongress musste aufgrund der Pandemie abgesagt werden, weshalb die Verleihung virtuell stattfand, zu Beginn der ersatzweise eingerichteten Online-Vortragsreihe.

Gesund essen, gesunde Zähne: Milch, Joghurt und Gemüse verdrängen kariogene Bakterien im oralen Biofilm

Der mit 7.000 Euro dotierte erste Preis ging an Prof. Ali AI-Ahmad und ein Team aus Wissenschaftlern der Universitäten Freiburg und Zürich sowie des Helmholtz-Zentrums München: Dr. Annette Anderson, Prof. Dr. Markus Jörg Altenburger, PD Dr. Johan Peter Woelber, Prof. Dr. Elmar Hellwig, PD Dr. Lamprini Karygianni und Dr. Michael Rothballer. Die Wissenschaftler untersuchten in einer aufwändigen klinischen Studie, wie bestimmte Nahrungsbestandteile das Wachstum von Bakterien im supragingivalen Biofilm, also auf der Zahnhartsubstanz am Zahnfleischrand, und damit auch das Kariesrisiko beeinflussen. Zwar ist lange bekannt, dass die Entstehung von Karies mit der Vermehrung säurebildender und -liebender Bakterien im Biofilm einhergeht und diese wiederum sich vor allem in Anwesenheit von Zucker und anderen leicht abbaubaren Kohlenhydraten kräftig vermehren. Als wichtigste kariogene Vertreter galten lange Zeit Streptococcus mutans und Lactobazillen. Forschungen der letzten Jahre zeigen aber, dass auch andere Bakterienspezies in die Kariesentwicklung involviert sind, etwa Nonmutans-Streptokokken oder Veillonellen.

Welche Wechselwirkungen zwischen Ernährung und oralem Biofilm in vivo tatsächlich stattfinden, wurde im lebenden Organismus bislang kaum untersucht. In dieser Studie durchliefen elf gesunde Probanden fünf dreimonatige Phasen mit jeweils unterschiedlichem Ernährungsschwerpunkt: In Phase 1 behielten sie ihre normale Ernährung bei, in Phase 2 konsumierten sie zusätzlich häufig Kandiszucker, in Phase 3 Milch und Joghurt, in Phase 4 faserreichen Gemüsebrei und in Phase 5 kehrten sie zu ihrer normalen Ernährung zurück. Die normale Ernährung enthielt 140-280 Gramm Kohlenhydrate pro Tag und wurde von den Probanden entsprechend den Richtlinien des Robert-Koch-lnstituts jeweils in einem Ernährungstagebuch festgehalten. In jeder Phase trugen die Probanden 3 x 7 Tage intraorale Schienen mit bovinen Schmelzproben zur Gewinnung von Biofilmproben, die mikrobiologisch mithilfe von Hochdurchsatz-Sequenzierung-Methoden analysiert wurden.

Klares Ergebnis: Die Bakterien im Biofilm reagierten eindeutig und nachhaltig auf das unterschiedliche Nahrungsangebot der verschiedenen Phasen. Besonders interessierte es die Wissenschaftler, wie sich die Ernährung auf das Wachstum oraler Streptokokken auswirkte, vor allem der kariesfördernden Non-mutans-Spezies.

Der Anteil an Streptokokken lag in Phase 1 bei 34 Prozent, stieg bei zuckerreicher Ernährung auf 40 Prozent und lag damit deutlich über dem Anteil von 24 Prozent der Phasen 3 und 4, in denen die Probanden viel Milch und Joghurt bzw. Gemüse konsumierten. In Phase 5 stieg der StreptokokkenAnteil auf 29 Prozent und bewegte sich damit wieder in Richtung des Ausgangswertes in Phase 1.

Die Daten bestätigen, dass zuckerreiche Ernährung das Wachstum kariogener Bakterien im supragingivalen Biofilm fördert, während Milch, Joghurt und faserreiches Gemüse zu einer signifikanten Abnahme dieser Bakterien und auch einem glatteren Zahnschmelz führten. Die Veränderungen hielten auch an, nachdem die Probanden wieder zu ihrer Ausgangsernährung zurückgekehrt waren. Die Autoren schlussfolgern, dass die supragingivale BiofiIm-Zusammensetzung durch Ernährung modulierbar ist und empfehlen daher mehr Milch, Joghurt und Gemüse zur Kariesprävention.

Hundertjährige: Trotz hoher Kariesprävalenz kaum reduzierte Lebensfreude

In Deutschland gibt es immer mehr Hochbetagte: 2018 waren 14.000 Menschen älter als 100 Jahre und Prognosen zufolge wird sich diese Zahl bis 2038 vervierfachen. Vor diesem Hintergrund befasst sich die Wissenschaft zunehmend mit Fragen der Langlebigkeit, insbesondere mit dem Gesundheitszustand der Hundertjährigen. Zahnmedizinische Aspekte wurden dabei bislang jedoch kaum berücksichtigt. Die mit dem zweiten Preis ausgezeichnete und mit 3.000 Euro dotierte Pionierarbeit hat dies nun geändert: Dr. Caroline Sekundo und ihre Kolleginnen Prof. Dr. Cornelia Frese und Eva Langowski sowie Prof. Dr. Andreas Zenthöfer vom Universitätsklinikum Heidelberg haben die Mundgesundheit von Hundertjährigen und Hochbetagen erstmals umfassend untersucht.

Für ihre klinische Querschnittsstudie besuchten sie 55 Senioren im Alter von 100 Jahren oder älter zu Hause und sammelten Daten u.a. zu Zahnpflege-Gewohnheiten, zur zahnärztlichen Betreuung und mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität. Zudem erhoben die Autoren einen vollständigen zahnmedizinischen Befund. Die Ergebnisse wurden mit den Daten jüngerer Senioren (75-100 Jahre) aus der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) verglichen.

Das Ergebnis: Nur 36 Prozent der Hundertjährigen waren zahnlos. Die meisten hatten noch eigene Zähne und waren unterschiedlich prothetisch versorgt. Im Vergleich zu jüngeren Senioren hatten Hundertjährige jedoch weniger eigene Zähne und häufiger Karies. Zudem war der Sanierungsgrad geringer und die Prävalenz von Wurzelkaries doppelt so hoch wie bei jüngeren Senioren. Die zahnmedizinische funktionelle Kapazität war gering: Bei 64 Prozent der Hundertjährigen waren Zahnschäden schlecht oder nicht therapierbar, und die Fähigkeit zur Mundhygiene war bei 44 Prozent stark eingeschränkt. Dennoch war die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität erfreulich hoch: Uber Einschränkungen klagten die Hundertjährigen vor allem beim Kauen fester Nahrung und der damit verbundenen limitierten Auswahl an Nahrungsmitteln.

"Insgesamt zeigt unsere Pilotstudie eine Verschlechterung der Mundgesundheit in sehr hohem Alter, die sich aufgrund der geringen Belastbarkeit zu diesem Zeitpunkt dann kaum noch verbessern lässt", fasst Dr. Sekundo die Ergebnisse zusammen. "Deshalb sollten Präventivmaßnahmen viel früher ansetzen, um die Mundgesundheit und damit Lebensqualität möglichst lange zu erhalten."

Sonderpreis: Zahnputzkontrolle mit App und Abakus

Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis "Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement" erhielten Prof. Dr. Hüsamettin Günay und Dr. Karen Meyer-Wübbold von der Medizinischen Hochschule Hannover für ihre Studie "Selbstkontrolle zur Verbesserung der eigenverantwortlichen häuslichen Mundhygiene bei Senioren"

Vielen Patienten scheint es schwer zu fallen, bei ihrer täglichen Zahn- und Mundhygiene eine Systematik umzusetzen. Apps können sie dabei unterstützen. Bislang auf dem Markt erhältliche Produkte richten sich jedoch vor allem an Kinder. Zudem nutzen ältere Personen neue Technologien oft ungern, weil ihnen das Verständnis oder der Zugang dazu fehlt.

Ziel des Projekts war zu evaluieren, ob sich eine App oder ein Abakus eignet, Senioren dabei zu unterstützen, die Zahnputzsystematik "KIAZZPIus" umzusetzen und gleichzeitig ihre Mundhygiene selbst zu kontrollieren. Für die Studie wurden 16 Teilnehmer gebeten, ihrer häusliche Mundhygiene in drei Phasen ä drei Wochen zu dokumentieren: In Phase 1 erfolgte die Dokumentation via App, in Phase 2 wurde die App mit mehr Funktionen ausgestattet, in Phase 3 verwendeten die Teilnehmer einen Abakus.

Das Ergebnis: Die zu Beginn der Studie gemessenen Plaque-Index-Werte verbesserten sich durch jede Art der Mundhygiene-Dokumentation deutlich. Als besonders effektiv entpuppten sich die funktionsreiche App und der Abakus. Der Abakus als plastisch-anschauliches Hilfsmittel förderte die Selbstkontrolle, gleichzeitig wurden Motorik und Sensorik beansprucht. "Dies schien die Teilnehmer mehr zu motivieren und zu disziplinieren als die reine Dokumentation per App oder Mundhygieneprotokolle", stellen die Autoren fest, "wobei unser Pilotprojekt in erster Linie zeigt, dass die Integration einer Selbstkontrolle in ein zahnmedizinisches Präventionskonzept Erfolg versprechend ist - ob nun per App, Protokoll oder Abakus".

Mitglieder der unabhängigen Wrigley Prophylaxe Preis-Jury 2020 waren Prof. Dr. Thomas Attia, Zürich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Hannover, Prof. Dr. Rainer Haak, Leipzig, Prof. em. Dr. Joachim Klimek, Gießen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Bern, DGZ-Präsident Prof. Dr. Christian Hannig, Dresden, und Andreas Herforth, Referent zahnärztliche Versorgung bei der Techniker Krankenkasse Hamburg.

Jury startet mit Frauen-Power in 2021

Im nächsten Jahr entscheidet die Jury in etwas anderer Zusammensetzung, welche eingereichten Arbeiten für den Wrigley Prophylaxe Preis prämiert werden. Der DGZ-Präsident Prof. Christian Hannig verlässt die Runde und blickt gerne auf die spannende Aufgabe als Jurymitglied zurück: "Besonders beeindruckend war zu sehen, mit wie viel Forscherdrang und Ideenreichtum sich Wissenschaftler und Zahnärzte für eine bessere Mundgesundheit von Risikogruppen engagieren. Der Prophylaxe Preis ist eine großartige Initiative, die dieses Engagement unterstützt."

Nachfolgerin von Prof. Hannig ist Prof. Annette Wiegand, Göttingen. Neuer DGZ-Präsident ist Prof. Rainer Haak, der bereits Mitglied der Jury ist.

Berlin, 13.06.2019 - Der Wrigley Prophylaxe Preis - einer der renommiertesten Preise in der Zahnmedizin - feiert seinen 25. Geburtstag. 10.000 Euro Preisgeld gingen heute auf dem Wissenschaftstag der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) im Rahmen des Vorprogramms zur CONSEURO in der Charité-Zahnklinik Berlin zu gleichen Teilen an zwei Gewinner. Freuen konnten sich die Arbeitsgruppe um Dr. Dr. Greta Barbe von der Uniklinik Köln mit einem Prophylaxeprogramm für Seniorenheimbewohner, und das Team um Dr. Karim Elhennawy von der Charité Universitätsmedizin Berlin mit einem Vergleich von selektiver und schrittweiser Exkavation bei kariösen Milchmolaren. Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“ gewannen die Zahnärztin Houma Kustermann und die Gesundheitspädagogin Sybille van Os-Fingberg von der DENTROPIA Kinderzahnarztpraxis in Rottweil. Sie entwickelten ein Praxiskonzept für Kinder mit multipler Karies.

Wrigley Prophylaxe Preis 2019

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2019:
(von links) Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Attin (Jury, Zürich), Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig), Houma Kustermann (Sonderpreis, Rottweil), Andreas Herforth (Jury, Hamburg), Sybille van Os-Fingberg (Sonderpreis, Rottweil), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Jury, Hannover), Dr. Karim Elhennawy (Wrigley Prophylaxe Preis, Berlin), Prof. em. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Dr. Dr. Greta Barbe, Prof. Dr. Michael Noack (Wrigley Prophylaxe Preis, Köln), Prof. Dr. Christian Hannig (Jury, Dresden), Sabine Bode (WOHP, Unterhaching), Nina Wenzl (Mars Wrigley, Unterhaching)
Verhindert: Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern)
Foto: WOHP/Wagenzik

Neben Preisträgern und Preisjubiläum wurde heute beim Tag der Wissen-schaft der DGZ auch das 30jährige Bestehen des Wrigley Oral Health Program Germany gefeiert. Die Stifterinitiative fördert seit 1989 erfolgreich die Oralprophylaxe in Forschung, Lehre und Praxis. Der Wrigley Prophylaxe Preis, der mit seiner 25sten jährlichen Verleihung nun bald 80 Preisträger und über 6.000 Seiten wissenschaftliche Ergebnisse zählt, steht unter der Schirmherrschaft der DGZ. Er lenkt den Fokus gezielt auf Bevölkerungsgruppen mit besonderem Risiko für ihre Mundgesundheit und würdigt gesellschaftliches Engagement für ein Leben mit gesunden Zähnen.

Lebensqualität in Pflegeheimen: Besser mit Zahnputzhilfe vom Profi

Die Zahl der Senioren, die auf Pflege in Seniorenheimen angewiesen sind, ist hoch und wird aufgrund der demografischen Entwicklung in den nächs-ten Jahrzehnten massiv ansteigen. Auch um ihre Mundgesundheit - ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität - ist es schlechter bestellt als bei Senioren, die zu Hause leben. Dr. Dr. Greta Barbe und ihre Kolleg*innen vom Universitätsklinikum Köln Hannah Kottmann, Dr. Sonja Derman und Prof. Dr. Michael J. Noack, entwickelten und testeten ein Mundhygienepro-gramm, das künftig für eine deutliche Verbesserung sorgen könnte: Zu Beginn erhielten alle Senioren in einem ausgewählten Pflegeheim eine Zahnreinigung von einer zahnmedizinischen Fachkraft, um vergleichbare reinigungsfähige Mundhygieneverhältnisse zu schaffen. Anschließend putzte zahnmedizinisches Fachpersonal alle zwei Wochen den Senioren die Zähne. Die Vergleichsgruppe putzte ohne Hilfe vom Profi. Ergebnis ihrer dreimonatigen Teststudie bei 50 Senioren: Mundhygiene und Mund-gesundheit waren bei der Gruppe mit „professioneller Zahnputzhilfe“ signi-fikant besser, sowohl gegenüber der Situation zu Studienbeginn als auch am Ende gegenüber der Kontrollgruppe ohne die Zahnputzhilfe. „Die Im-plementierung unserer Methode wäre sicherlich ein Baustein neben vielen anderen nötigen Verbesserungen der Mundhygiene“, so Dr. Barbe. „Dazu gehören neben der gesundheitsökonomischen Betrachtung noch Untersuchungen zur optimal bedarfsorientierten Festlegung der Zahnputzhilfe-Intervalle, zur Qualifikation und Supervision der ausführenden Personen und zu den langfristigen Auswirkungen auf die Mundgesundheit.“ Für ihre Studie erhielt die Gruppe einen mit 5.000 Euro prämierten Wrigley Prophylaxe Preis 2019.

Kariöse Milchmolaren: Selektive statt schrittweise Exkavation spart Zeit und Kosten

Ein weiterer mit 5.000 Euro prämierter Wrigley Prophylaxe Preis 2019 ging an das Team um Dr. Karim Elhennawy mit Prof. Dr. Sebastian Paris, Seif Reda, Prof. Dr. Paul-Georg Jost-Brinkmann, Dr. Christian Finke und PD Dr. Falk Schwendicke von der Charité Universitätsmedizin Berlin für ihre Vergleichsstudie zur Exkavation tiefer Milchmolarenkaries. Für die Behandlung tiefer kariöser Läsionen in vitalen Zähnen wird statt einer vollständigen heute eine selektive oder schrittweise Exkavation bevorzugt. Bei kariösen Backenzähnen im Milchgebiss stand ein Vergleich dieser beiden Behandlungsmethoden bislang aber noch aus. In ihrer randomisiert-kontrollierten Studie bei 74 Kindern im Alter von drei bis neun Jahren erfassten die Preisträger über anderthalb Jahre die Wirksamkeit, die subjektive Beurteilung durch die Betroffenen und die Kosten der zwei Vorgehensweisen. Ergebnis: Beide Behandlungen waren gleich erfolgreich und wurden subjektiv ähnlich eingeschätzt. Die selektive Exkavation verursachte allerdings deutlich geringere Kosten und war weniger zeitaufwändig. „Unsere Vergleichsstudie liefert kein Argument für die schrittweise Exkavation bei Milchmolaren, was aber angesichts von Kosten- und Zeitaufwand zu ihrer Rechtfertigung nötig wäre“ fasst Dr. Elhennawy zusammen.

Sonderpreis: Weg aus der Karies-Falle mit Zahnmedizin PLUS Pädagogik

Die frühkindliche Karies stellt nach wie vor eine der größten Herausforde-rungen für die Zahnmedizin dar. Die Zahnärztin Houma Kustermann und die Gesundheitspädagogin Sybille van Os-Fingberg behandeln in ihrer Zahnarztpraxis in Rottweil viele kleine Risikopatienten mit multipler Karies. Diese schwere Erkrankung der Milchzähne beeinträchtigt oft die weitere Entwicklung der Kinder erheblich. Bei 102 Kindern unter sechs Jahren, die zu Beginn oft mehrfach unter Intubationsnarkose behandelt werden muss-ten, erfassten sie den Verlauf in den Folgejahren und entwickelten dabei ihr fünfstufiges Rehabilitationskonzept „Zahnmedizin PLUS Pädagogik“. Ihr Fazit: Die Stabilisierung der Mundgesundheit und eine nachhaltige Rehabilitation der Kinder in ihrem sozialen Umfeld können gelingen, wenn Eltern und Familien gesundheitspädagogisch begleitet und gestärkt werden. Erst dies eröffnet - kombiniert mit kluger zahnmedizinischer Behandlung und Prophylaxe - den Kindern den Weg aus der „Karies-Falle.“ Die erfolgreiche Rehabilitation eines Risikopatienten ermöglicht, im Rahmen des Individualprophylaxe-Angebotes der GKV, die weitere Betreuung als Regelpatient. Die privaten Krankenversicherungen beteiligen sich an Beratung und Coaching für Eltern. Die GKV bietet bisher noch keine Rehabilitations-Leistungen für Risikokinder unter sechs Jahren an - ein Manko, das korrigiert werden sollte, finden die Autorinnen. Für das beispielhafte Praxiskonzept, das sich auch auf andere Patientengruppen, bei denen ein Coaching zur Verhaltensänderung und Mitarbeit notwendig ist, adaptieren lässt, erhielten Frau Kustermann und Frau van Os-Fingberg den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“ 2019.

Jury 2019

Beeindruckt von der Bandbreite und der Qualität der 21 Einreichungen zur Jubiläumspreisverleihung zeigte sich die unabhängige Jury: Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Attin, Zürich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Hannover, Prof. Dr. Rainer Haak, Leipzig, Prof. em. Dr. Joachim Klimek, Gießen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Bern, der amtierende DGZ-Präsident Prof. Dr. Christian Hannig, Dresden, und Andreas Herforth, Referent zahnärztliche Versorgung bei der Techniker Krankenkasse Hamburg.

Ausblick

Angesichts des zweifachen Jubiläums von Preis und Stifterinitiative blickte Sabine Bode vom Wrigley Oral Health Program Germany positiv in die Zukunft: „Erfreulicherweise wächst die Bedeutung der Prophylaxe in Wissenschaft und Praxis seit Jahrzehnten. Wir danken allen Bewerberinnen und Bewerbern über die Jahre herzlich! Auch in Zukunft freuen wir uns darauf, einige derjenigen auszeichnen zu dürfen, deren Engagement und Forschungsdrang dazu beiträgt, bei möglichst vielen Menschen für möglichst viele gesunde Zähne zu sorgen.“

Dortmund, 28.09.2018 - Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Wrigley Prophylaxe Preis wurde heute zum 24sten Mal verliehen. Zwei erste Preise à 3.000 Euro vergab die Jury im Bereich Wissenschaft: Prämiert wurden eine Studie aus Jena, die einen Kurztest zur Zahnputzfähigkeit von geriatrischen Patienten geprüft hat, sowie eine Studie aus Leipzig, die den Einfluss der Mundgesundheit auf die Lebensqualität von Dialysepatienten untersucht hat. Einen mit 2.000 Euro dotierten dritten Preis im Bereich Wissenschaft erhielt eine Berliner Arbeit, die Gründe erforschte, warum Zahnärzte weltweit auch weiterhin vor allem restaurativ therapieren, obwohl für frühe Läsionen heute non- oder mikroinvasive Techniken State of the Art sind.
Im Bereich Öffentliches Gesundheitswesen gab es zwei Sieger, die sich 2.000 Euro teilen: Ein Projekt aus dem hessischen Herborn zeigt den Erfolg eines zahngesunden, zuckerfreien Frühstücksangebotes für Kinder, eines aus Eutin in Schleswig-Holstein die Effektivität zahnmedizinischer Schulungen des Pflegepersonals in Altenheimen. Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“ erhält eine Initiative aus Hannover, die mit ihrem Zahnmobil Wohnungslose und von Armut betroffene Menschen zahnmedizinisch versorgt.

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2018

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2018:

(von links) Dr. Peggy Herrmann (Sonderpreis, Hannover), Nina Wenzl (Mars Wrigley Confectionery, Unterhaching), Prof. Dr. Matthias Hannig (Jury, Homburg/Saar), Dr. Tina Krömer (1. Platz ÖGW, Eutin), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern), Ute Diehl (1. Platz ÖGW, Herborn), Dr. Michael Schäfer (Jury, Düsseldorf), Dipl. oec. troph. Marie-Luise Lenz-Graf (1. Platz ÖGW, Herborn), Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Attin (Jury, Zürich), PD Dr. Falk Schwendicke (3. Platz Wissenschaft, Berlin), Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig), Prof. Dr. Dirk Ziebolz und Dr. Gerhard Schmalz (1. Platz Wissenschaft, Leipzig), Prof. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Dr. Ina M. Schüler (1. Platz Wissenschaft, Jena), Sabine Wegener (WOHP, Unterhaching)
Foto: Wrigley/Falko Wübbecke

Mit der Auswahl der prämierten Studien, Projekte und Initiativen beweist die unabhängige Jury der Stifterinitiative Wrigley Oral Health Program einmal mehr Gespür für Bereiche mit Handlungsbedarf. Sie lenkt den Fokus gezielt auf Bevölkerungsgruppen, bei denen die Mundgesundheit dringend verbessert werden muss und würdigt das gesellschaftliche Engagement der Initiatoren. Wie auch in den vergangenen Jahren steht der in Fachkreisen renommierte Preis unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ).

Schnelltest zeigt: Welche Senioren brauchen Hilfe beim Zähneputzen?

Die Mundgesundheit ist bei geriatrischen Patienten eng mit dem Gesundheitszustand, der Nahrungsaufnahme und der Lebensqualität verknüpft. Doch sind Zahnärzte und Geriater oft unsicher, welche Patienten ihre Mundhygiene noch eigenständig effektiv durchführen können. Eine Validierungsstudie des Universitätsklinikums Jena hat nun gezeigt, dass ein kurzer und einfacher Test bei der Einschätzung helfen kann. Für diese Studie erhielt das Team um Dr. Ina M. Schüler einen von zwei mit je 3.000 Euro dotierten ersten Wrigley Prophylaxe Preise 2018 im Bereich Wissenschaft.

Der „Geldzähltest“ prüft, ob die kognitiven, visuellen und motorischen Fähigkeiten für eine effektive Zahn- und Prothesenreinigung noch ausreichen. Dieser Test wird um den „Nackengriff“ erweitert, bei dem die Patienten zeigen, ob sie ihre Hand bis zum Nacken führen können, um die Beweglichkeit zu prüfen.

An der Studie nahmen 74 geriatrische Patienten zwischen 66 und 98 Jahren teil, von denen 66 % den kombinierten Test erfolgreich meisterten. Bei diesen Patienten war die Plaqueentfernung an Zähnen und Prothesen signifikant effektiver als bei den Teilnehmern, die den Test nicht schafften. Die Sensitivität des Tests für eine unter- bzw. überdurchschnittliche Plaqueentfernung lag im hohen Bereich von 75-85 %. Damit sind die Ergebnisse praxisrelevant: „Mit dem kombinierten Geldzähl- und Nackengriff-Test lassen sich innerhalb von maximal fünf Minuten Patienten identifizieren, die Hilfe bei der täglichen Mundhygiene brauchen“ folgerte Dr. Schüler.

Handlungsbedarf: Schlechte Mundgesundheit bei Dialysepatienten

Den zweiten mit 3.000 Euro dotierten Wrigley Prophylaxe Preis 2018 im Bereich Wissenschaft vergab die Jury an das Team um Prof. Dr. Dirk Ziebolz, Universitätsklinikum Leipzig. Die Wissenschaftler haben bei 190 Dialysepatienten analysiert, welchen Einfluss die Dialysedauer und die Mundgesundheit auf die Lebensqualität haben.

Entgegen den Erwartungen verbesserten sich die mit der Mundgesundheit verknüpften Bereiche der Lebensqualität mit steigender Dialysedauer. Dies scheint durch eine positive Entwicklung psychosozialer Aspekte bedingt zu sein. Unabhängig von der Dialysedauer hatten die Patienten aber erhebliche Defizite in puncto Mundgesundheit: 56 % der Patienten hatten mindestens eine kariöse Läsion, 88 % eine mittelschwere oder schwere Parodontitis. Hier besteht Handlungsbedarf: „Die Verbesserung der Mundgesundheit ist bei Dialysepatienten dringend erforderlich“, so Professor Ziebolz. Dabei spielen psychologische Faktoren insbesondere zu Beginn der Dialyse eine große Rolle. Darüber hinaus ist es notwendig, den Patienten die Bedeutung der Mundgesundheit im Verlauf der Dialyse zu verdeutlichen.

Frühe Läsionen: Warum halten Zahnärzte an veralteten Therapien fest?

Non-invasive oder mikroinvasive Therapien (NI/MI) gelten heute als erste Wahl bei frühen, nicht kavitierten approximalen Läsionen. Dazu gehören z. B. die Fluoridierung, Biofilmkontrolle, Versiegelung oder Kariesinfiltration. In den Praxen haben sich diese Therapien jedoch nur bedingt etabliert: Die meisten Zahnärzte weltweit behandeln auch frühe Läsionen nach wie vor restaurativ.

Warum zwischen Forschung und Versorgung eine derart große Lücke klafft, untersuchte das Team von PD Dr. Falk Schwendicke, Charité, Universitätsmedizin Berlin, und errang dafür den mit 2.000 Euro dotierten dritten Platz des Wrigley Prophylaxe Preises 2018 im Bereich Wissenschaft.

Um die Ursachen für oder gegen die Anwendung von NI/MI zu identifizieren, interviewten die Wissenschaftler je 12 Zahnärzte in Deutschland und Neuseeland sowie 20 in den USA. Gründe für die Ablehnung der modernen Verfahren waren mangelnde Therapietreue der Patienten, ein hohes Kariesrisiko, finanzielle Aspekte, skeptische Kollegen, fehlende postgraduale Fortbildung und die Sorge, fortgeschrittene Läsionen nicht früher restaurativ behandelt zu haben. Die Befürworter von NI/MI waren dagegen überzeugt, mit den neuen Techniken frühe Läsionen arretieren zu können und ihre Patienten richtig zu behandeln. Unterstützende Faktoren für diese Haltung waren die Kenntnis der Restaurationsspirale, das Arbeiten im Team, regelmäßige Fortbildungen und das Vorhandensein der nötigen Ressourcen. „Die Kenntnis der Hürden und fördernden Faktoren bietet neue Ansatzpunkte für gezielte Maßnahmen, um die Akzeptanz von NI/MI in Zahnarztpraxen zu steigern“, resümierte Dr. Schwendicke.

Frühstückswettbewerb: „Knackig frisch hält fit - mach mit!“

Der „Zuckerfreie Vormittag“ in Kindergärten und Schulen ist seit Jahren eine Säule im Kariesprophylaxe-Konzept des Arbeitskreises Jugendzahnpflege (AKJ) Lahn-Dill. Dabei haben die Mitarbeiter insbesondere das zweite Frühstück im Visier. Damit die Motivation der Kinder nach dem Besuch der Prophylaxekräfte nicht nach ein paar Wochen wieder verpufft, initiierten Ute Diehl, Diplom-Oecotrophologin Marie-Luise Lenz-Graf, Dr. Carl Wleklinski und weitere Kolleginnen vom AKJ Lahn-Dill von Oktober 2013 bis März 2014 erstmals den Frühstückswettbewerb „Knackig frisch hält fit - mach mit!“ Das Projekt kam so gut an, dass es seit mittlerweile fünf Jahren läuft. Es überzeugte auch die Jury: Sie prämierte es mit dem Wrigley Prophylaxe Preis 2018 im Bereich Öffentliches Gesundheitswesen, dotiert mit 1.000 Euro. Die Idee: Schulklassen bekommen vom AKJ ein „Frühstücksposter“ zugeschickt, auf dem alle Schüler unterschreiben dürfen, die ein gesundes „zuckerfreies“ Frühstück mitbringen, z. B. Vollkornbrot mit Käse oder Wurst, frisches Obst und rohes Gemüse. In der Schule gibt es außerdem nur Wasser zu trinken. Unter den eingesandten Postern werden die Gewinner ausgelost, die eine Spende für die Klasse erhalten. Zusätzlich gibt es einen Kreativpreis, für den sich die Kinder in verschiedenen Fächern wie Kunst, Musik oder Werken längere Zeit intensiv mit dem Thema zahngesunde Ernährung beschäftigen.

Zahnpflege in Heimen: Pflegekräfte schulen!

Die Schulung von Pflegekräften ist der entscheidende Schlüssel, um die derzeit desolate Mundgesundheit und Mundhygiene von Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen zu verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Interventionsstudie, für die Dr. Tina Krömer vom Fachdienst Gesundheit in Eutin einen weiteren Wrigley Prophylaxe Preis 2018 im Bereich Öffentliches Gesundheitswesen erhielt. Die Prämie beträgt ebenfalls 1.000 Euro.

Für die Studie wurden 141 Pflegebedürftige in sechs Einrichtungen zahnmedizinisch voruntersucht, anschließend wurde das Pflegepersonal in Theorie und Praxis geschult und drei Monate später wurden die Untersuchungen wiederholt. Die Ergebnisse waren deutlich besser: Nur noch 29 % der Bewohner statt vorher 52 % hatten eine belegte Zunge, 34 % statt vorher 56 % eine Gingivitis und auch die Plaque war reduziert. Waren die Prothesen im Oberkiefer vor der Schulung bei 94 % der Probanden verschmutzt, lag der Prozentsatz nach der Schulung noch bei 71 %. Für Prothesen im Unterkiefer ergaben sich ähnliche Ergebnisse. Die Studie belegt, wie effektiv Schulungen in der Altenpflege sind - und wie wichtig: „Eine bessere Zahn- und Mundgesundheit erhöht auch die Lebensqualität der Senioren in Pflegeheimen“, so Dr. Krömer.

Zahnmobil Hannover: Hilfe mit Biss

Seit 2012 rollt ein Zahnmobil durch Hannover - ein umgebauter Ret-tungswagen, der auf 6 qm zu einer modernen, kleinen Zahnarztpraxis aus-gebaut wurde. Damit ist ein ehrenamtlich tätiges Team aus 24 Zahn-ärztinnnen, Zahnärzten, Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgen, zwei me-dizinischen Fachangestellten und zehn Fahrern regelmäßig unterwegs: Zwei- bis dreimal pro Woche fährt das Zahnmobil zu Obdachlosenunter-künften, Kontaktläden für Wohnungslose, einem Männerwohnheim, einer psychiatrischen Klinik und Flüchtlingsnotunterkünften. „Im Zahnmobil wer-den alle Patienten behandelt, die Hilfe brauchen - auch wenn sie nicht krankenversichert sind“, erklärt Dr. Peggy Herrmann von der Medizinischen Hochschule Hannover. Bei Kindern in Flüchtlingsunterkünften kümmert sich die Initiative zudem um individualprophylaktische Maßnahmen mit einer Putzschule und der Demonstration von Mundhygienemaßnahmen. Insgesamt behandelte das Team bislang 2700 Menschen aus 26 Nationen. Diese großartige Initiative erhielt den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“ 2018.

In der Jury des diesjährigen Wrigley Prophylaxe Preises engagierten sich: Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Attin, Universität Zürich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Medizinische Hochschule Hannover, Prof. Dr. Rainer Haak, Universität Leipzig, Prof. em. Dr. Joachim Klimek, Universität Gießen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Universität Bern, der amtierende DGZ-Präsident Prof. Dr. Matthias Hannig, Universität des Saarlandes, Homburg (Saar) und Dr. Michael Schäfer, 1. Vorsitzender des Bundesverbandes der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes BZÖG, Bonn.

Wrigley engagiert sich seit mehr als 25 Jahren für die Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in Deutschland. Dass dieses Ziel dem Unternehmen sehr am Herzen liegt, zeigt das 1989 ins Leben gerufene Wrigley Oral Health Program (WOHP). Weil Kariesprophylaxe das A und O für gesunde Zähne ist, fördert das WOHP sowohl die Individual- als auch die Gruppenprophylaxe in Forschung, Lehre und Praxis. Die Wrigley-Produkte sind ein weiterer Baustein für eine bessere Zahngesundheit, z. B. die zuckerfreien Wrigley’s Extra® Kaugummis zur Zahnpflege. Sie regen durch das Kauen den Speichelfluss an - und Speichel unterstützt die Neutralisierung von Plaque-Säuren und die Remineralisierung des Zahnschmelzes. Plaque-Säuren und die nachfolgende Demineralisation des Zahnschmelzes sind Risikofaktoren bei der Entstehung von Zahnkaries. Wer lieber lutscht als kaut, kann auf Wrigley’s Extra® Pastillen zur Mundpflege zurückgreifen.

Belegexemplare erbeten an: / Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
kommed Dr. Barbara Bethcke, Ainmillerstraße 34, 80801 München, Tel. 089 / 38 85 99 48, Fax 089 / 33 03 64 03, E-Mail: bb@kommed-bethcke.de.