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Preisverleihungen der letzten Jahre

Würzburg, 23.09.2022 - Heute wurden die Gewinner*innen des Wrigley Prophylaxe Preises bekannt gegeben, der in diesem Jahr zum 28sten Mal verliehen wurde. Den ersten Platz und 5.000 Euro erhält die Arbeitsgruppe um Dr. Uwe Niekusch vom Zahnärztlichen Dienst des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg. Ihr Programm zur Gruppenprophylaxe adressiert die unter Dreijährigen - sie sind noch zu häufig von Karies betroffen. Den zweiten Platz, dotiert mit 3.000 Euro, belegen Bettina Berg von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V. (DAJ) in Bonn und ihr Team. Sie haben ein Unterrichtskonzept zur Mundgesundheit entwickelt, das angehende Hebammen fit für die Prophylaxe-Beratung macht. Der dritte Platz mit 2.000 Euro geht an Privatdozentin Dr. Ghazal Aarabi und ihre Kolleg*innen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Ihre App stärkt die Mundgesundheitskompetenz bei Risikogruppen. Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Zahnmedizinische Praxis & soziale Verantwortung“ erhalten Dr. Louise Holtmann und ihre Kolleginnen vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Ihr Projekt hat die Zahngesundheit bei Kindern mit angeborenem Herzfehler im Blick.

Wrigley Prophylaxe Preis 2022

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2022:
(von links) Prof. Dr. Annette Wiegand (Jury, Göttingen), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Jury, Hannover), Bettina Berg (2. Platz, Bonn), Prof. Dr. Thomas Attin (Jury, Zürich), PD Dr. Ghazal Aarabi (3. Platz, Hamburg), Prof. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Dr. Louise Holtmann (Sonderpreis, Kiel), Dr. Christian Rath (Jury, Darmstadt), Sibylle Wilczek (Gewinnergruppe 1. Platz, Heidelberg), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern), Janina Werner (Wrigley Oral Healthcare Program, Unterhaching), Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig)
Foto: Wrigley Oral Healthcare Program/DGZ

Der Wrigley Prophylaxe Preis ist eine Institution in der Zahnmedizin. Seit seiner Gründung 1994 wird er jährlich für herausragende Forschung und Projekte auf dem Gebiet der Kariesprophylaxe verliehen. Stifterin ist die zahnmedizinische Initiative „Wrigley Oral Healthcare Program“, die sich für eine Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in allen Bevölkerungsgruppen einsetzt. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi den Speichelfluss stimuliert und damit die Zahngesundheit fördert. Es gehört neben Zähneputzen und gesunder Ernährung zu den drei Kernempfehlungen in der medizinischen Leitlinie zur Kariesprophylaxe, die jeder täglich eigenverantwortlich umsetzen kann (www.dgz-online.de/patienten/informationen). Der Preis steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) und wird traditionsgemäß auf deren Jahrestagung verliehen, die in diesem Jahr in Würzburg stattfand. Es wurden 25 und damit außergewöhnlich viele Arbeiten eingereicht; seit Bestehen des Preises gab es nur ein Jahr mit mehr Bewerbungen. Das spiegelt, wie aktuell das Thema Kariesprävention nach wie vor ist.

„Aktion Mäusezähnchen“ fördert Prophylaxe bei den Kleinsten

Frühkindliche Karies ist ein häufiges Problem: Fast 14 % der Dreijährigen in Kitas haben Karieserfahrung, ergab 2016 eine Studie der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e. V. (DAJ). Das zeigt: Prävention muss früher beginnen als bisher, sprich vor dem dritten Geburtstag. Denn je früher mundgesunde Gewohnheiten und Rituale eingeübt werden, desto besser sind die Chancen für ein kariesfreies Gebiss. Deshalb ergänzte die DAJ ihre Empfehlungen um neue Inhalte der Gruppenprophylaxe für unter Dreijährige, zusätzlich führte der Gesetzgeber 2019 zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen für diese Altersgruppe ein.

Um die Gruppenprophylaxe für unter Dreijährige in Kitas und der Tagespflege zu fördern, entwickelten Dr. Uwe Niekusch, Dr. Abdul-Razak Bissar und Sibylle Wilczek vom Zahnärztlichen Dienst in Heidelberg das Programm „Aktion Mäusezähnchen“. Dafür erhielten sie den ersten Platz und 5.000 Euro.

Das Programm richtet sich sowohl an u3-Kinder als auch an deren Betreuungspersonen wie Erzieher*innen und Eltern und bietet den Teilnehmern die Möglichkeit einer Zertifizierung und ist in allen „u3“-Betreuungsstellen ohne größeren Mehraufwand anwendbar. Es ist modular aufgebaut und enthält Infomaterialien und Schulungsimpulse u. a. zur täglichen Zahnreinigung und zu zahngesunder Ernährung, ebenso Arbeitshilfen, die das Trinken aus dem Becher fördern oder das Abgewöhnen von Schnuller und Daumenlutschen unterstützen. Gleichzeitig bietet das Programm den Einrichtungen einen gewissen Grad an Flexibilität und Selbstbestimmung was die Akzeptanz und Motivation für das Projekt bei den Erziehenden fördert. Geplant ist, dass nicht nur Kitas, sondern auch Arbeitsgemeinschaften bzw. Arbeitskreise für Zahngesundheit Materialien, Ideen, Erfahrungen und Vorschläge in einen Sammelpool einbringen können, der allen Beteiligten zur Verfügung steht. „Dieses offene und partnerschaftliche Konzept hat uns überzeugt“, erklärte Jurymitglied Professorin Annette Wiegand, Universität Göttingen. „Es motiviert zur Mitarbeit und erleichtert Kitas den Einstieg in die Gruppenprophylaxe für die Allerkleinsten, die bislang zu kurz kam. Zudem unterstützt das Projekt die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen und bildet eine gute Grundlage für bestehende Projekte der Gruppenprophylaxe für über Dreijährige.“

Weitere Infos unter: https://agz-rnk.de/category/baby/maeusezaehnchen

Unterricht zur Mundgesundheit für angehende Hebammen

Hebammen spielen eine Schlüsselrolle für Schwangere und junge Eltern. Um sie bereits in der Ausbildung für die Präventionsberatung zu qualifizieren, gehört das Fach „Mundgesundheit für Mutter und Kind“ seit 2019 bundesweit an allen Ausbildungsstätten für Hebammen zum Angebot. Das Unterrichtskonzept wurde federführend von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e. V. (DAJ) in Bonn in Kooperation mit dem Deutschen Hebammenverband und mehreren Landesarbeitsgemeinschaften für Jugendzahnpflege erarbeitet. Dafür vergab die Jury den zweiten, mit 3.000 Euro dotierten Wrigley Prophylaxe Preis an Bettina Berg von der DAJ und ihr Team: Gabriele Dyckmans, Heike Eicher, Ursula Günster-Schöning, Jana Lill, Diana Müller, Dr. Annette Muschler, Ute Petrus, Sibylle Bausback-Schomakers, Petra Völkner-Stetefeld, und PD Dr. Yvonne Wagner.

Das Konzept vermittelt in vier bis sechs Schulstunden die wichtigsten Aspekte zur zahnmedizinischen Prävention für die Zeit der Schwangerschaft bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Dabei stehen zwei Kernbotschaften im Fokus: Erstens, dass die werdende Mutter effektiv für ihre eigene Zahngesundheit sorgen kann und sollte, und zweitens, dass frühkindliche Karies vermeidbar ist. Hier ist Aufklärung dringend notwendig, denn die Nuckelflasche mit zuckerhaltigen Getränken ist nach wie vor häufiger Auslöser einer frühkindlichen Karies.

App verbessert Mundgesundheit bei Risikogruppen

Manche vulnerablen Bevölkerungsgruppen in Deutschland haben eine schlechtere Mundgesundheit als die Mehrheitsbevölkerung. Sie wissen oft nicht, wo sie sich informieren können und was sie tun sollen, um die Situation zu verbessern. Eine neue App soll helfen, die mangelnde Mundgesundheitskompetenz zu verbessern - ein innovativer Prophylaxe-Ansatz, den die Jury mit dem dritten Platz beim Wrigley Prophylaxe Preis und 2.000 Euro prämierte. Die Auszeichnung ging an Privatdozentin Dr. Ghazal Aarabi und Dr. Christopher Kofahl sowie deren Team vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Die App berücksichtigt kultur- und migrationsspezifische Besonderheiten, ist in verschiedenen Sprachen verfügbar und enthält mehr als 350 Aufklärungselemente, u. a. zu Mundhygiene, Ernährung, Fluorid, oralen Erkrankungen oder zum deutschen Gesundheitssystem. Die Inhalte werden spielerisch via Multiple-Choice-Quiz und interaktiven Videos vermittelt, etwa zum richtigen Gebrauch von Zahnseide. Motivierend sind auch die Elemente zur Selbstkontrolle und Erinnerungsnachrichten.

Wie effektiv die App ist, wird derzeit in einer randomisiert-kontrollierten Interventionsstudie untersucht. Dafür wurde die Mundgesundheitskompetenz bei 128 App-Anwender*innen und 384 Kontrollpersonen mit einem Fragebogen bei Studienbeginn und nach sechs Monaten gemessen. Erste Daten sind positiv: Im Vergleich zur Kontrollgruppe wussten App-Anwender*innen nach sechs Monaten deutlich besser Bescheid, warum eine gute Mundgesundheit wichtig ist und wie man sie erreicht. Daher ist zu erwarten, dass die Nutzung der App die Mundgesundheit nachhaltig fördert und die übliche zahnärztliche Versorgung ergänzt.

Sonderpreis: Kariesprophylaxe für Kinder mit Herzfehlern

Für Kinder mit angeborenem Herzfehler ist eine gute Mundgesundheit besonders wichtig. Denn bei einem kariesfreien Milchgebiss sinkt lebenslang das bei einigen Herzfehlern erhöhte Risiko einer Endokarditis. Ursache sind oft Bakterien aus dem Mund- und Rachenraum. Eine Beratung zur Mundhygiene erfolgt bei den regelmäßigen Kontrollterminen in der Kinderkardiologie. Trotzdem werden in der Zahnklinik regelmäßig Kinder mit Herzfehlern vorgestellt, die frühkindliche Karies mit teils ruinösem Zahnstatus haben.

Um die Kariesprophylaxe bei diesen Risikopatienten zu optimieren, haben Dr. Louise Holtmann, Dr. Antje Geiken, Merle Gerstner, Jutta Conradi und Dr. Katy Rinne, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, ein Kooperationsprojekt gestartet. Für ihr Engagement erhielten sie den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Zahnmedizinische Praxis & soziale Verantwortung“. Bei dem Projekt ziehen zwei Fachkliniken an einem Strang: Kommen die Kinder zu den Kontrollterminen in die Klinik für angeborene Herzerkrankungen und Kinderkardiologie, werden sie bei Bedarf in die Zahnklinik überwiesen, die eigens eine Sprechstunde für Kinder und Jugendliche mit Herzfehlern eingerichtet hat. Diese bietet eine engmaschige Prophylaxe und individuelle Betreuung.

Ein zweites Ziel des Projekts war es, die Versorgung dieser Risikopatienten im Lehrplan des Zahnmedizinstudiums zu verankern. Im siebten Semester sind Hospitationstage in der Kinder- und Jugendzahnheilkunde vorgesehen, bei denen Besonderheiten der Behandlung vermittelt werden, z. B. ob vor dem Zahnarztbesuch eine Endokarditis-Prophylaxe mit Antibiotika notwendig ist.

Neu in der Jury: Dr. Rath vom Verein für Zahnhygiene

Dr. Christian Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahnhygiene in Darmstadt, ist als Vertreter des öffentlichen Gesundheitswesens zum ersten Mal im Jury-Team. Er kommentierte als Pate des Unterrichtskonzeptes für Hebammen bei der Tagungseröffnung: „Junge Eltern informieren sich intensiv und detailliert zum Thema Mund- und Zahngesundheit ihrer Kinder. Dabei sind insbesondere Hebammen oft enge, immens wichtige Bezugspersonen. Deshalb ist es ideal, sie für die Mundgesundheit zu gewinnen und auszubilden. So können sie werdende Mütter gezielt informieren und beispielweise Nuckelflaschenkaries oder Zahnfehlstellungen bei vielen Kindern vermeiden“ Die weiteren Mitglieder der unabhängigen Wrigley Prophylaxe Preis-Jury sind Prof. Dr. Thomas Attin, Zürich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Hannover, DGZ-Präsident Prof. Dr. Rainer Haak, Leipzig, Prof. Dr. Joachim Klimek, Gießen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Bern, und Prof. Dr. Annette Wiegand, Göttingen.

Mars Wrigley engagiert sich mit der 1989 ins Leben gerufenen Gesundheitsinitiative Wrigley Oral Healthcare Program (WOHP) seit über 30 Jahren für die Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in Deutschland. Weil Kariesprophylaxe das A und O für gesunde Zähne ist, fördert das WOHP sowohl die Individual- als auch die Gruppenprophylaxe in Forschung, Lehre und Praxis. Die Produkte der Wrigley´s Extra® Reihe sind ein weiterer Baustein für eine bessere Zahngesundheit, wie z. B. die zuckerfreien Wrigley’s Extra® Kaugummis zur Zahnpflege. Sie regen durch das Kauen den Speichelfluss an - und Speichel unterstützt die Neutralisierung von Plaque-Säuren und die Remineralisierung des Zahnschmelzes. Plaque-Säuren und die nachfolgende Demineralisation des Zahnschmelzes sind Risikofaktoren bei der Entstehung von Zahnkaries. Laut der medizinischen Leitlinie zur Kariesprophylaxe ist es empfehlenswert, regelmäßig nach den Mahlzeiten zuckerfreien Kaugummi zu kauen. Wer lieber lutscht als kaut, kann auf Wrigley’s Extra® Pastillen zur Mundpflege zurückgreifen.

Göttingen, 19.11.2021 - Heute wurden die Gewinnerinnen und Gewin-ner des Wrigley Prophylaxe Preises bekannt gegeben, der in diesem Jahr zum 27sten Mal verliehen wurde. Den ersten Preis und 4.000 Euro erhält die Arbeitsgruppe um Privatdozentin Dr. Julia Caroline Difloe-Geisert von der Universität Basel. Ihrer ersten Pilotstudie zufolge wird interdentale Plaque nach einmaliger Anwendung einer Schallzahnbürste bei parodon-tal gesunden, jungen Erwachsenen nur unvollständig entfernt. Den zwei-ten Platz, dotiert mit 3.000 Euro, belegen Professorin Michelle A. Om-merborn und ihr Team in einer interdisziplinären Kooperation mit Dr. Ralf Schäfer vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Sie stellten einen Test zur Frühdiagnostik von nächtlichem Zähneknirschen (Bruxismus) vor. Der mit 2.000 Euro dotierte Sonderpreis „Praxis und soziales Engage-ment“ ging an Dr. Marc Auerbacher und seine Kolleginnen vom Universi-tätsklinikum München. In ihrer Studie zeigten sie Wege, wie Erwachsene mit schwerer Behinderung auch ohne Narkose erfolgreich behandelt werden können. Den einmalig gestifteten „Innovations-Spezialpreis“ (Prämie: 2.000 Euro) erhielt Privatdozent Dr. Dr. Manuel Weber von der Universitätsklinik Erlangen. Seine Arbeiten legen die Grundlage für die Entwicklung eines diagnostischen Tests zur Prophylaxe des Mundhöh-lenkarzinoms.

Wrigley Prophylaxe Preis 2021

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2021:
(von links) PD Dr. Dr. Manuel Weber (Innovations-Spezialpreis, Erlangen), Andreas Herforth (Jury, Hamburg), Prof. Dr. Nadine Schlüter (Arbeitsgruppe 1. Preis, Freiburg), Prof. Dr. Annette Wiegand (Jury, Göttingen), Prof. Dr. Michelle Ommerborn (2. Preis, Düsseldorf), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Jury, Hannover), Dr. Marc Auerbacher (Sonderpreis, München), Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig), Lydia Gebetsberger (Arbeitsgruppe Sonderpreis, München), Nina Wenzl (Mars Wrigley, Unterhaching), Dr. Dalia Kaisarly (Arbeitsgruppe Sonderpreis, München)
Nicht im Bild: Prof. Dr. Thomas Attin (Jury, Zürich), Prof. em. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern)
Foto: Wrigley Oral Healthcare Program/DGZ

Der Wrigley Prophylaxe Preis gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen in der Zahnmedizin. Stifterin ist die wissenschaftliche Initiative „Wrigley Oral Healthcare Program“ mit dem Ziel, die Zahn- und Mundge-sundheit in Deutschland zu verbessern. Der Preis wurde vor 27 Jahren ins Leben gerufen und steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Ge-sellschaft für Zahnerhaltung (DGZ). Der Hintergrund: Das regelmäßige Kauen von zuckerfreiem Kaugummi gehört neben Zähneputzen und ge-sunder Ernährung zu den drei Kernempfehlungen der medizinischen Leit-linie zur Kariesprophylaxe, die jeder eigenverantwortlich umsetzen kann (www.dgz-online.de/patienten/informationen).

Eine unabhängige Jury würdigt wissenschaftliches Engagement und soziale Projekte, die zur Verbesserung der Mundgesundheit in der Bevölkerung beitragen. Der Preis wurde traditionsgemäß auf der Jahrestagung der DGZ verliehen, die dieses Jahr in Göttingen stattfand.

Schallzahnbürsten: Kein Ersatz für die Interdentalraumhygiene

Die Entfernung von Biofilm spielt eine wichtige Rolle für die Prävention von Karies und Parodontalerkrankungen. Die adäquate Reinigung der Zahnzwischenräume mit Hilfsmitteln wie Interdentalraumbürsten kommt jedoch bei den meisten Menschen zu kurz. Neuere In vitro-Studien lassen hoffen, dass verschiedene Schallzahnbürsten eine Biofilmreduktion ohne direkten Borstenkontakt erzielen können.

Ob mit einer Schallzahnbürste Biofilm auch in den schwer zugänglichen Interdentalräumen bei parodontal gesunden, jungen Erwachsenen ent-fernt werden kann, überprüften Privatdozentin Dr. Julia Caroline Difloe-Geisert und ihr Team aus Wissenschaftlern der Universitäten Basel, Frei-burg und Gießen, Prof. Dr. Nadine Schlüter, Sarah Fiedler, Prof. Dr. Caro-lina Ganß, Dr. Eva Maria Kulik und Prof. Dr. Clemens Walter. In ihrer ers-ten klinischen Pilotstudie untersuchten sie die interdentale Biofilmre-duktion und -zusammensetzung nach dem einmaligen Zähneputzen mit einer aktivierten Schallzahnbürste im Vergleich zu manuellem. Dafür er-hielten sie den mit 4.000 Euro dotierten ersten Preis beim diesjährigen Wrigley Prophylaxe Preis.

30 parodontal gesunde junge Erwachsene putzten ihre Zähne mit einer Schallzahnbürste ohne Zahnpasta in verschiedenen Putzvarianten: Sie nutzten diese entweder inaktiviert («Aus») oder schallaktiviert («An»), jeweils ohne und mit Putzinstruktion. Vor und nach dem Zähneputzen erhob das Forschungsteam den Approximal Plaque Index (API) und ent-nahm interdentale Plaqueproben in ausgewählten Interdentalräumen.

Das Ergebnis: Unabhängig von der Putzvariante wurde eine nur unvoll-ständige interdentale Plaquereduktion bei parodontal gesunden, jungen Erwachsenen unter den gegebenen Versuchsbedingungen erzielt. Die Ergebnisse sollten jetzt in einer größeren Population und bei Patienten mit oralen Erkrankungen weiter untersucht werden.

Zahnärztinnen und Zahnärzte sollten ihre Patienten weiterhin motivieren und instruieren, die Interdentalräume mit Hilfsmitteln wie Interdental-raumbürsten zu pflegen.

Frühdiagnostik von Schlafbruxismus

Den zweiten, mit 3.000 Euro dotierten Wrigley Prophylaxe Preis vergab die Jury an Professorin Michelle A. Ommerborn und ihr Team vom Uni-versitätsklinikum Düsseldorf, M. Sc. Nicole Walentek, Dr. Nora Bergmann, Michael Franken und Dr. Andreas Gotter in einer interdisziplinären Ko-operation mit Dr. Ralf Schäfer vom Klinischen Institut für Psychosomati-sche Medizin und Psychotherapie. Ihre Pionierarbeit zum Thema nächtli-ches Zähneknirschen (Schlafbruxismus) eröffnet Zahnärztinnen und Zahn-ärzten neue Optionen zur Prävention von Attritionen.

Attritionen, also der durch Zähneknirschen verursachte irreversible Ver-lust von Zahnhartsubstanz, sind typische Folgeschäden von chronischem Schlafbruxismus. Bislang ist der Goldstandard für eine Früherkennung der Parafunktion das Schlaflabor. Nun wurde ein neues Verfahren zur frühzei-tigen Messung von Attritionen in der Praxis entwickelt. In der prämierten klinischen Studie wurde es an 45 Probanden (mit und ohne Bruxismus) getestet. Es besteht aus einer 0,5 mm dünnen diagnostischen Folie, die mittels konventionellem Tiefziehverfahren individuell für die Probanden gefertigt wurde und die sie in fünf aufeinanderfolgenden Nächten trugen. Die Folien wurden digital abfotografiert und der Abrieb mithilfe einer Software ermittelt. Der daraus berechnete Pixel-Score dient als Maß für die nächtliche Knirschaktivität.

Das Verfahren erwies sich als valide, praxistauglich und anwenderfreund-lich. Der Pixel-Score lag bei Probandinnen und Probanden mit Schlafbru-xismus deutlich höher als bei der Kontrollgruppe; den Tragekomfort be-werteten sie positiv. Das neue Verfahren ermöglicht - so die Autorinnen und Autoren - die frühzeitige Diagnostik von Schlafbruxismus, bevor Schä-den an den Zähnen auftreten. Genutzt werden könnte es in der Präven-tivzahnmedizin zur Attritionsvorbeugung sowie im Rahmen von klinischen Studien.

Behandlung von Patienten mit Behinderungen ohne Narkose möglich

Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Praxis und soziales Engage-ment“ erhielten Dr. Marc Auerbacher und seine Kolleginnen am Universi-tätsklinikum München, Lydia Gebetsberger und Dr. Dalia Kaisarly. Sie zeigten in ihrer retrospektiven Untersuchung, dass Prophylaxebehandlun-gen bei Erwachsenen mit schwerer geistiger oder mehrfacher Behinde-rung auch im Wachzustand gelingen können. Wegen eingeschränkter Ko-operationsfähigkeit finden zahnärztliche Behandlungen bei dieser Patien-tengruppe meist unter Narkose statt.

In der Studie setzte das Team bei 20 Patientinnen und Patienten, die noch nie eine professionelle Zahnreinigung erhalten hatten, diverse Kommunikationsstrategien und verhaltensführende Techniken ein. Da-raufhin konnte die Zahnreinigung bei allen ohne Narkose im Behand-lungsstuhl stattfinden. Zudem wurden sie langfristig in ein Recall-Programm eingebunden. Ein großer Erfolg, denn die regelmäßige Prophy-laxe im Wachzustand verbessert auch die Lebensqualität der Betroffenen deutlich.

Innovations-Spezialpreis: Mundhöhlenkarzinome früher diagnostizieren

Einen einmalig gestifteten „Innovations-Spezialpreis“ (Prämie: 2.000 Euro) erhielt Privatdozent Dr. Dr. Manuel Weber von der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Klinik der Universität Erlangen.

Das Mundhöhlenkarzinom (OSCC) ist der achthäufigste Tumor weltweit. Wichtigster prognostischer Faktor ist das Tumorstadium und damit der Zeitpunkt der Diagnose. Erfolgt die Diagnostik im Stadium einer Vorläufer-läsion (Leukoplakie, OLP), kann diese meist gut behandelt werden - und die Chancen stehen gut, die Entstehung eines OSCC zu verhindern. Eine entscheidende Rolle für die Prophylaxe des OSCC spielen Zahnärztinnen und Zahnärzte, indem sie bei den zweimal jährlich empfohlenen Untersu-chungen der Mundhöhle auf Veränderungen der Mundschleimhaut ach-ten.

Allerdings sind neue diagnostische Parameter notwendig, um OLP mit einem hohen Risiko für eine maligne Transformation zu erkennen und zu behandeln. Die Ergebnisse der prämierten Grundlagenforschung legen nahe, dass immunologische Marker hierfür aussichtsreiche Kandidaten sind und ebnen den Weg für die Entwicklung eines diagnostischen Tests zur Prophylaxe des Mundhöhlenkarzinoms.

Neu in der Jury: Frauen-Power und Verein für Zahnhygiene

Tagungspräsidentin Prof. Dr. Annette Wiegand von der Universität Göttin-gen verstärkte erstmals dieses Jahr die Jury. Als mehrfache Preisträgerin des Wrigley Prophylaxe Preises ist ihr die Auszeichnung bestens bekannt: „Der Einfallsreichtum der Bewerber und die Vielfalt der untersuchten Themengebiete hat mich beeindruckt, die Auswahl der Gewinner unter den 21 eingereichten Bewerbungen war ein hartes Stück Arbeit für uns“, betonte sie bei der Tagungseröffnung. Die weiteren Mitglieder der unab-hängigen Wrigley Prophylaxe Preis-Jury sind Prof. Dr. Thomas Attin, Zü-rich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Hannover, DGZ-Präsident Prof. Dr. Rainer Haak, Leipzig, Prof. em. Dr. Joachim Klimek, Gießen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Bern, und Andreas Herforth, Referent zahnärztliche Versor-gung bei der Techniker Krankenkasse Hamburg. Er übergibt sein Juroren-Amt als Vertreter des öffentlichen Gesundheitswesens nach nun drei Jah-ren für 2022 an Dr. Christian Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahn-hygiene, Darmstadt.

Dresden, 27.11.2020 - Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Wrigley Prophylaxe Preis wurde heute zum 26sten Mal - in diesem Jahr online verliehen. Den ersten Preis gewinnt eine Arbeitsgruppe um Professor Ali Al-Ahmad vom Universitätsklinikum Freiburg. Die Wissenschaftler untersuchten erstmals in vivo, wie unterschiedliche Nahrungsbestandteile die mikrobielle Balance im oralen Biofilm beeinflussen. Danach können gezielte Ernährungsempfehlungen zur Kariesprävention effektiv sein. Den zweiten Platz belegen Dr. Caroline Sekundo und ihr Team vom Universitätsklinikum Heidelberg, deren Pilotstudie erstmals Einblicke in die Mundgesundheit Hundertjähriger und Hochbetagter gibt. Den zusätzlich mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis "Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement" erringen Professor Hüsamettin Günay und Dr. Karen Meyer-Wübbold von der Medizinischen Hochschule Hannover für ihr originelles Pilotprojekt, das Senioren eine spielerische Zahnputzkontrolle mittels App oder Abakus nahelegt.

Wrigley Prophylaxe Preis 2020

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2020:
Die Preisträger: (oben v. l. n. r.) Prof. Dr. Ali Al-Ahmad (1.Platz, Freiburg), Dr. Caroline Sekundo (2. Platz, Heidelberg), Prof. Dr. Hüsamettin Günay und Dr. Karen Meyer-Wübbold (Sonderpreis, Hannover); Sponsor: (rechts oben) Nina Wenzl, Wrigley Oral Healthcare Program, Mars GmbH; Die Jury: (unten v. l. n. r.) Prof. Dr. Thomas Attin (Zürich), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Hannover), Prof. Dr. Rainer Haak (Leipzig), Prof. Dr. Christian Hannig (Dresden), Andreas Herforth (Hamburg), Prof. em. Dr. Joachim Klimek (Gießen), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Bern)

Der Wrigley Prophylaxe Preis zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen in der Zahnmedizin und ist in Fachkreisen längst eine Institution. Stifterin ist die wissenschaftliche Initiative "Wrigley Oral Healthcare Program". Seit seiner Gründung vor 26 Jahren steht der Preis unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ). Eine unabhängige Jury würdigt wissenschaftliches Engagement sowie gesellschaftliche Projekte, die zur Verbesserung der Mundgesundheit bei besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen beitragen. Der Preis wird traditionell auf der Jahrestagung der DGZ verliehen, die dieses Jahr in Dresden stattfinden sollte. Der Kongress musste aufgrund der Pandemie abgesagt werden, weshalb die Verleihung virtuell stattfand, zu Beginn der ersatzweise eingerichteten Online-Vortragsreihe.

Gesund essen, gesunde Zähne: Milch, Joghurt und Gemüse verdrängen kariogene Bakterien im oralen Biofilm

Der mit 7.000 Euro dotierte erste Preis ging an Prof. Ali AI-Ahmad und ein Team aus Wissenschaftlern der Universitäten Freiburg und Zürich sowie des Helmholtz-Zentrums München: Dr. Annette Anderson, Prof. Dr. Markus Jörg Altenburger, PD Dr. Johan Peter Woelber, Prof. Dr. Elmar Hellwig, PD Dr. Lamprini Karygianni und Dr. Michael Rothballer. Die Wissenschaftler untersuchten in einer aufwändigen klinischen Studie, wie bestimmte Nahrungsbestandteile das Wachstum von Bakterien im supragingivalen Biofilm, also auf der Zahnhartsubstanz am Zahnfleischrand, und damit auch das Kariesrisiko beeinflussen. Zwar ist lange bekannt, dass die Entstehung von Karies mit der Vermehrung säurebildender und -liebender Bakterien im Biofilm einhergeht und diese wiederum sich vor allem in Anwesenheit von Zucker und anderen leicht abbaubaren Kohlenhydraten kräftig vermehren. Als wichtigste kariogene Vertreter galten lange Zeit Streptococcus mutans und Lactobazillen. Forschungen der letzten Jahre zeigen aber, dass auch andere Bakterienspezies in die Kariesentwicklung involviert sind, etwa Nonmutans-Streptokokken oder Veillonellen.

Welche Wechselwirkungen zwischen Ernährung und oralem Biofilm in vivo tatsächlich stattfinden, wurde im lebenden Organismus bislang kaum untersucht. In dieser Studie durchliefen elf gesunde Probanden fünf dreimonatige Phasen mit jeweils unterschiedlichem Ernährungsschwerpunkt: In Phase 1 behielten sie ihre normale Ernährung bei, in Phase 2 konsumierten sie zusätzlich häufig Kandiszucker, in Phase 3 Milch und Joghurt, in Phase 4 faserreichen Gemüsebrei und in Phase 5 kehrten sie zu ihrer normalen Ernährung zurück. Die normale Ernährung enthielt 140-280 Gramm Kohlenhydrate pro Tag und wurde von den Probanden entsprechend den Richtlinien des Robert-Koch-lnstituts jeweils in einem Ernährungstagebuch festgehalten. In jeder Phase trugen die Probanden 3 x 7 Tage intraorale Schienen mit bovinen Schmelzproben zur Gewinnung von Biofilmproben, die mikrobiologisch mithilfe von Hochdurchsatz-Sequenzierung-Methoden analysiert wurden.

Klares Ergebnis: Die Bakterien im Biofilm reagierten eindeutig und nachhaltig auf das unterschiedliche Nahrungsangebot der verschiedenen Phasen. Besonders interessierte es die Wissenschaftler, wie sich die Ernährung auf das Wachstum oraler Streptokokken auswirkte, vor allem der kariesfördernden Non-mutans-Spezies.

Der Anteil an Streptokokken lag in Phase 1 bei 34 Prozent, stieg bei zuckerreicher Ernährung auf 40 Prozent und lag damit deutlich über dem Anteil von 24 Prozent der Phasen 3 und 4, in denen die Probanden viel Milch und Joghurt bzw. Gemüse konsumierten. In Phase 5 stieg der StreptokokkenAnteil auf 29 Prozent und bewegte sich damit wieder in Richtung des Ausgangswertes in Phase 1.

Die Daten bestätigen, dass zuckerreiche Ernährung das Wachstum kariogener Bakterien im supragingivalen Biofilm fördert, während Milch, Joghurt und faserreiches Gemüse zu einer signifikanten Abnahme dieser Bakterien und auch einem glatteren Zahnschmelz führten. Die Veränderungen hielten auch an, nachdem die Probanden wieder zu ihrer Ausgangsernährung zurückgekehrt waren. Die Autoren schlussfolgern, dass die supragingivale BiofiIm-Zusammensetzung durch Ernährung modulierbar ist und empfehlen daher mehr Milch, Joghurt und Gemüse zur Kariesprävention.

Hundertjährige: Trotz hoher Kariesprävalenz kaum reduzierte Lebensfreude

In Deutschland gibt es immer mehr Hochbetagte: 2018 waren 14.000 Menschen älter als 100 Jahre und Prognosen zufolge wird sich diese Zahl bis 2038 vervierfachen. Vor diesem Hintergrund befasst sich die Wissenschaft zunehmend mit Fragen der Langlebigkeit, insbesondere mit dem Gesundheitszustand der Hundertjährigen. Zahnmedizinische Aspekte wurden dabei bislang jedoch kaum berücksichtigt. Die mit dem zweiten Preis ausgezeichnete und mit 3.000 Euro dotierte Pionierarbeit hat dies nun geändert: Dr. Caroline Sekundo und ihre Kolleginnen Prof. Dr. Cornelia Frese und Eva Langowski sowie Prof. Dr. Andreas Zenthöfer vom Universitätsklinikum Heidelberg haben die Mundgesundheit von Hundertjährigen und Hochbetagen erstmals umfassend untersucht.

Für ihre klinische Querschnittsstudie besuchten sie 55 Senioren im Alter von 100 Jahren oder älter zu Hause und sammelten Daten u.a. zu Zahnpflege-Gewohnheiten, zur zahnärztlichen Betreuung und mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität. Zudem erhoben die Autoren einen vollständigen zahnmedizinischen Befund. Die Ergebnisse wurden mit den Daten jüngerer Senioren (75-100 Jahre) aus der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) verglichen.

Das Ergebnis: Nur 36 Prozent der Hundertjährigen waren zahnlos. Die meisten hatten noch eigene Zähne und waren unterschiedlich prothetisch versorgt. Im Vergleich zu jüngeren Senioren hatten Hundertjährige jedoch weniger eigene Zähne und häufiger Karies. Zudem war der Sanierungsgrad geringer und die Prävalenz von Wurzelkaries doppelt so hoch wie bei jüngeren Senioren. Die zahnmedizinische funktionelle Kapazität war gering: Bei 64 Prozent der Hundertjährigen waren Zahnschäden schlecht oder nicht therapierbar, und die Fähigkeit zur Mundhygiene war bei 44 Prozent stark eingeschränkt. Dennoch war die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität erfreulich hoch: Uber Einschränkungen klagten die Hundertjährigen vor allem beim Kauen fester Nahrung und der damit verbundenen limitierten Auswahl an Nahrungsmitteln.

"Insgesamt zeigt unsere Pilotstudie eine Verschlechterung der Mundgesundheit in sehr hohem Alter, die sich aufgrund der geringen Belastbarkeit zu diesem Zeitpunkt dann kaum noch verbessern lässt", fasst Dr. Sekundo die Ergebnisse zusammen. "Deshalb sollten Präventivmaßnahmen viel früher ansetzen, um die Mundgesundheit und damit Lebensqualität möglichst lange zu erhalten."

Sonderpreis: Zahnputzkontrolle mit App und Abakus

Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis "Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement" erhielten Prof. Dr. Hüsamettin Günay und Dr. Karen Meyer-Wübbold von der Medizinischen Hochschule Hannover für ihre Studie "Selbstkontrolle zur Verbesserung der eigenverantwortlichen häuslichen Mundhygiene bei Senioren"

Vielen Patienten scheint es schwer zu fallen, bei ihrer täglichen Zahn- und Mundhygiene eine Systematik umzusetzen. Apps können sie dabei unterstützen. Bislang auf dem Markt erhältliche Produkte richten sich jedoch vor allem an Kinder. Zudem nutzen ältere Personen neue Technologien oft ungern, weil ihnen das Verständnis oder der Zugang dazu fehlt.

Ziel des Projekts war zu evaluieren, ob sich eine App oder ein Abakus eignet, Senioren dabei zu unterstützen, die Zahnputzsystematik "KIAZZPIus" umzusetzen und gleichzeitig ihre Mundhygiene selbst zu kontrollieren. Für die Studie wurden 16 Teilnehmer gebeten, ihrer häusliche Mundhygiene in drei Phasen ä drei Wochen zu dokumentieren: In Phase 1 erfolgte die Dokumentation via App, in Phase 2 wurde die App mit mehr Funktionen ausgestattet, in Phase 3 verwendeten die Teilnehmer einen Abakus.

Das Ergebnis: Die zu Beginn der Studie gemessenen Plaque-Index-Werte verbesserten sich durch jede Art der Mundhygiene-Dokumentation deutlich. Als besonders effektiv entpuppten sich die funktionsreiche App und der Abakus. Der Abakus als plastisch-anschauliches Hilfsmittel förderte die Selbstkontrolle, gleichzeitig wurden Motorik und Sensorik beansprucht. "Dies schien die Teilnehmer mehr zu motivieren und zu disziplinieren als die reine Dokumentation per App oder Mundhygieneprotokolle", stellen die Autoren fest, "wobei unser Pilotprojekt in erster Linie zeigt, dass die Integration einer Selbstkontrolle in ein zahnmedizinisches Präventionskonzept Erfolg versprechend ist - ob nun per App, Protokoll oder Abakus".

Mitglieder der unabhängigen Wrigley Prophylaxe Preis-Jury 2020 waren Prof. Dr. Thomas Attia, Zürich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Hannover, Prof. Dr. Rainer Haak, Leipzig, Prof. em. Dr. Joachim Klimek, Gießen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Bern, DGZ-Präsident Prof. Dr. Christian Hannig, Dresden, und Andreas Herforth, Referent zahnärztliche Versorgung bei der Techniker Krankenkasse Hamburg.

Jury startet mit Frauen-Power in 2021

Im nächsten Jahr entscheidet die Jury in etwas anderer Zusammensetzung, welche eingereichten Arbeiten für den Wrigley Prophylaxe Preis prämiert werden. Der DGZ-Präsident Prof. Christian Hannig verlässt die Runde und blickt gerne auf die spannende Aufgabe als Jurymitglied zurück: "Besonders beeindruckend war zu sehen, mit wie viel Forscherdrang und Ideenreichtum sich Wissenschaftler und Zahnärzte für eine bessere Mundgesundheit von Risikogruppen engagieren. Der Prophylaxe Preis ist eine großartige Initiative, die dieses Engagement unterstützt."

Nachfolgerin von Prof. Hannig ist Prof. Annette Wiegand, Göttingen. Neuer DGZ-Präsident ist Prof. Rainer Haak, der bereits Mitglied der Jury ist.

Berlin, 13.06.2019 - Der Wrigley Prophylaxe Preis - einer der renommiertesten Preise in der Zahnmedizin - feiert seinen 25. Geburtstag. 10.000 Euro Preisgeld gingen heute auf dem Wissenschaftstag der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) im Rahmen des Vorprogramms zur CONSEURO in der Charité-Zahnklinik Berlin zu gleichen Teilen an zwei Gewinner. Freuen konnten sich die Arbeitsgruppe um Dr. Dr. Greta Barbe von der Uniklinik Köln mit einem Prophylaxeprogramm für Seniorenheimbewohner, und das Team um Dr. Karim Elhennawy von der Charité Universitätsmedizin Berlin mit einem Vergleich von selektiver und schrittweiser Exkavation bei kariösen Milchmolaren. Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“ gewannen die Zahnärztin Houma Kustermann und die Gesundheitspädagogin Sybille van Os-Fingberg von der DENTROPIA Kinderzahnarztpraxis in Rottweil. Sie entwickelten ein Praxiskonzept für Kinder mit multipler Karies.

Wrigley Prophylaxe Preis 2019

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2019:
(von links) Prof. Dr. Thomas Attin (Jury, Zürich), Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig), Houma Kustermann (Sonderpreis, Rottweil), Andreas Herforth (Jury, Hamburg), Sybille van Os-Fingberg (Sonderpreis, Rottweil), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Jury, Hannover), Dr. Karim Elhennawy (Wrigley Prophylaxe Preis, Berlin), Prof. em. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Dr. Dr. Greta Barbe, Prof. Dr. Michael Noack (Wrigley Prophylaxe Preis, Köln), Prof. Dr. Christian Hannig (Jury, Dresden), Sabine Bode (WOHP, Unterhaching), Nina Wenzl (Mars Wrigley, Unterhaching)
Verhindert: Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern)
Foto: WOHP/Wagenzik

Neben Preisträgern und Preisjubiläum wurde heute beim Tag der Wissen-schaft der DGZ auch das 30jährige Bestehen des Wrigley Oral Healthcare Program Germany gefeiert. Die Stifterinitiative fördert seit 1989 erfolgreich die Oralprophylaxe in Forschung, Lehre und Praxis. Der Wrigley Prophylaxe Preis, der mit seiner 25sten jährlichen Verleihung nun bald 80 Preisträger und über 6.000 Seiten wissenschaftliche Ergebnisse zählt, steht unter der Schirmherrschaft der DGZ. Er lenkt den Fokus gezielt auf Bevölkerungsgruppen mit besonderem Risiko für ihre Mundgesundheit und würdigt gesellschaftliches Engagement für ein Leben mit gesunden Zähnen.

Lebensqualität in Pflegeheimen: Besser mit Zahnputzhilfe vom Profi

Die Zahl der Senioren, die auf Pflege in Seniorenheimen angewiesen sind, ist hoch und wird aufgrund der demografischen Entwicklung in den nächs-ten Jahrzehnten massiv ansteigen. Auch um ihre Mundgesundheit - ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität - ist es schlechter bestellt als bei Senioren, die zu Hause leben. Dr. Dr. Greta Barbe und ihre Kolleg*innen vom Universitätsklinikum Köln Hannah Kottmann, Dr. Sonja Derman und Prof. Dr. Michael J. Noack, entwickelten und testeten ein Mundhygienepro-gramm, das künftig für eine deutliche Verbesserung sorgen könnte: Zu Beginn erhielten alle Senioren in einem ausgewählten Pflegeheim eine Zahnreinigung von einer zahnmedizinischen Fachkraft, um vergleichbare reinigungsfähige Mundhygieneverhältnisse zu schaffen. Anschließend putzte zahnmedizinisches Fachpersonal alle zwei Wochen den Senioren die Zähne. Die Vergleichsgruppe putzte ohne Hilfe vom Profi. Ergebnis ihrer dreimonatigen Teststudie bei 50 Senioren: Mundhygiene und Mund-gesundheit waren bei der Gruppe mit „professioneller Zahnputzhilfe“ signi-fikant besser, sowohl gegenüber der Situation zu Studienbeginn als auch am Ende gegenüber der Kontrollgruppe ohne die Zahnputzhilfe. „Die Im-plementierung unserer Methode wäre sicherlich ein Baustein neben vielen anderen nötigen Verbesserungen der Mundhygiene“, so Dr. Barbe. „Dazu gehören neben der gesundheitsökonomischen Betrachtung noch Untersuchungen zur optimal bedarfsorientierten Festlegung der Zahnputzhilfe-Intervalle, zur Qualifikation und Supervision der ausführenden Personen und zu den langfristigen Auswirkungen auf die Mundgesundheit.“ Für ihre Studie erhielt die Gruppe einen mit 5.000 Euro prämierten Wrigley Prophylaxe Preis 2019.

Kariöse Milchmolaren: Selektive statt schrittweise Exkavation spart Zeit und Kosten

Ein weiterer mit 5.000 Euro prämierter Wrigley Prophylaxe Preis 2019 ging an das Team um Dr. Karim Elhennawy mit Prof. Dr. Sebastian Paris, Seif Reda, Prof. Dr. Paul-Georg Jost-Brinkmann, Dr. Christian Finke und PD Dr. Falk Schwendicke von der Charité Universitätsmedizin Berlin für ihre Vergleichsstudie zur Exkavation tiefer Milchmolarenkaries. Für die Behandlung tiefer kariöser Läsionen in vitalen Zähnen wird statt einer vollständigen heute eine selektive oder schrittweise Exkavation bevorzugt. Bei kariösen Backenzähnen im Milchgebiss stand ein Vergleich dieser beiden Behandlungsmethoden bislang aber noch aus. In ihrer randomisiert-kontrollierten Studie bei 74 Kindern im Alter von drei bis neun Jahren erfassten die Preisträger über anderthalb Jahre die Wirksamkeit, die subjektive Beurteilung durch die Betroffenen und die Kosten der zwei Vorgehensweisen. Ergebnis: Beide Behandlungen waren gleich erfolgreich und wurden subjektiv ähnlich eingeschätzt. Die selektive Exkavation verursachte allerdings deutlich geringere Kosten und war weniger zeitaufwändig. „Unsere Vergleichsstudie liefert kein Argument für die schrittweise Exkavation bei Milchmolaren, was aber angesichts von Kosten- und Zeitaufwand zu ihrer Rechtfertigung nötig wäre“ fasst Dr. Elhennawy zusammen.

Sonderpreis: Weg aus der Karies-Falle mit Zahnmedizin PLUS Pädagogik

Die frühkindliche Karies stellt nach wie vor eine der größten Herausforde-rungen für die Zahnmedizin dar. Die Zahnärztin Houma Kustermann und die Gesundheitspädagogin Sybille van Os-Fingberg behandeln in ihrer Zahnarztpraxis in Rottweil viele kleine Risikopatienten mit multipler Karies. Diese schwere Erkrankung der Milchzähne beeinträchtigt oft die weitere Entwicklung der Kinder erheblich. Bei 102 Kindern unter sechs Jahren, die zu Beginn oft mehrfach unter Intubationsnarkose behandelt werden muss-ten, erfassten sie den Verlauf in den Folgejahren und entwickelten dabei ihr fünfstufiges Rehabilitationskonzept „Zahnmedizin PLUS Pädagogik“. Ihr Fazit: Die Stabilisierung der Mundgesundheit und eine nachhaltige Rehabilitation der Kinder in ihrem sozialen Umfeld können gelingen, wenn Eltern und Familien gesundheitspädagogisch begleitet und gestärkt werden. Erst dies eröffnet - kombiniert mit kluger zahnmedizinischer Behandlung und Prophylaxe - den Kindern den Weg aus der „Karies-Falle.“ Die erfolgreiche Rehabilitation eines Risikopatienten ermöglicht, im Rahmen des Individualprophylaxe-Angebotes der GKV, die weitere Betreuung als Regelpatient. Die privaten Krankenversicherungen beteiligen sich an Beratung und Coaching für Eltern. Die GKV bietet bisher noch keine Rehabilitations-Leistungen für Risikokinder unter sechs Jahren an - ein Manko, das korrigiert werden sollte, finden die Autorinnen. Für das beispielhafte Praxiskonzept, das sich auch auf andere Patientengruppen, bei denen ein Coaching zur Verhaltensänderung und Mitarbeit notwendig ist, adaptieren lässt, erhielten Frau Kustermann und Frau van Os-Fingberg den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“ 2019.

Jury 2019

Beeindruckt von der Bandbreite und der Qualität der 21 Einreichungen zur Jubiläumspreisverleihung zeigte sich die unabhängige Jury: Prof. Dr. Tho-mas Attin, Zürich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Hannover, Prof. Dr. Rainer Haak, Leipzig, Prof. em. Dr. Joachim Klimek, Gießen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Bern, der amtierende DGZ-Präsident Prof. Dr. Christian Hannig, Dresden, und Andreas Herforth, Referent zahnärztliche Versorgung bei der Techniker Krankenkasse Hamburg.

Ausblick

Angesichts des zweifachen Jubiläums von Preis und Stifterinitiative blickte Sabine Bode vom Wrigley Oral Healthcare Program Germany positiv in die Zukunft: „Erfreulicherweise wächst die Bedeutung der Prophylaxe in Wissenschaft und Praxis seit Jahrzehnten. Wir danken allen Bewerberinnen und Bewerbern über die Jahre herzlich! Auch in Zukunft freuen wir uns darauf, einige derjenigen auszeichnen zu dürfen, deren Engagement und Forschungsdrang dazu beiträgt, bei möglichst vielen Menschen für möglichst viele gesunde Zähne zu sorgen.“

Dortmund, 28.09.2018 - Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Wrigley Prophylaxe Preis wurde heute zum 24sten Mal verliehen. Zwei erste Preise à 3.000 Euro vergab die Jury im Bereich Wissenschaft: Prämiert wurden eine Studie aus Jena, die einen Kurztest zur Zahnputzfähigkeit von geriatrischen Patienten geprüft hat, sowie eine Studie aus Leipzig, die den Einfluss der Mundgesundheit auf die Lebensqualität von Dialysepatienten untersucht hat. Einen mit 2.000 Euro dotierten dritten Preis im Bereich Wissenschaft erhielt eine Berliner Arbeit, die Gründe erforschte, warum Zahnärzte weltweit auch weiterhin vor allem restaurativ therapieren, obwohl für frühe Läsionen heute non- oder mikroinvasive Techniken State of the Art sind.
Im Bereich Öffentliches Gesundheitswesen gab es zwei Sieger, die sich 2.000 Euro teilen: Ein Projekt aus dem hessischen Herborn zeigt den Erfolg eines zahngesunden, zuckerfreien Frühstücksangebotes für Kinder, eines aus Eutin in Schleswig-Holstein die Effektivität zahnmedizinischer Schulungen des Pflegepersonals in Altenheimen. Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“ erhält eine Initiative aus Hannover, die mit ihrem Zahnmobil Wohnungslose und von Armut betroffene Menschen zahnmedizinisch versorgt.

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2018

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2018:

(von links) Dr. Peggy Herrmann (Sonderpreis, Hannover), Nina Wenzl (Mars Wrigley Confectionery, Unterhaching), Prof. Dr. Matthias Hannig (Jury, Homburg/Saar), Dr. Tina Krömer (1. Platz ÖGW, Eutin), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern), Ute Diehl (1. Platz ÖGW, Herborn), Dr. Michael Schäfer (Jury, Düsseldorf), Dipl. oec. troph. Marie-Luise Lenz-Graf (1. Platz ÖGW, Herborn), Prof. Dr. Thomas Attin (Jury, Zürich), PD Dr. Falk Schwendicke (3. Platz Wissenschaft, Berlin), Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig), Prof. Dr. Dirk Ziebolz und Dr. Gerhard Schmalz (1. Platz Wissenschaft, Leipzig), Prof. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Dr. Ina M. Schüler (1. Platz Wissenschaft, Jena), Sabine Wegener (WOHP, Unterhaching)
Foto: Wrigley/Falko Wübbecke

Mit der Auswahl der prämierten Studien, Projekte und Initiativen beweist die unabhängige Jury der Stifterinitiative Wrigley Oral Healthcare Program einmal mehr Gespür für Bereiche mit Handlungsbedarf. Sie lenkt den Fokus gezielt auf Bevölkerungsgruppen, bei denen die Mundgesundheit dringend verbessert werden muss und würdigt das gesellschaftliche Engagement der Initiatoren. Wie auch in den vergangenen Jahren steht der in Fachkreisen renommierte Preis unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ).

Schnelltest zeigt: Welche Senioren brauchen Hilfe beim Zähneputzen?

Die Mundgesundheit ist bei geriatrischen Patienten eng mit dem Gesundheitszustand, der Nahrungsaufnahme und der Lebensqualität verknüpft. Doch sind Zahnärzte und Geriater oft unsicher, welche Patienten ihre Mundhygiene noch eigenständig effektiv durchführen können. Eine Validierungsstudie des Universitätsklinikums Jena hat nun gezeigt, dass ein kurzer und einfacher Test bei der Einschätzung helfen kann. Für diese Studie erhielt das Team um Dr. Ina M. Schüler einen von zwei mit je 3.000 Euro dotierten ersten Wrigley Prophylaxe Preise 2018 im Bereich Wissenschaft.

Der „Geldzähltest“ prüft, ob die kognitiven, visuellen und motorischen Fähigkeiten für eine effektive Zahn- und Prothesenreinigung noch ausreichen. Dieser Test wird um den „Nackengriff“ erweitert, bei dem die Patienten zeigen, ob sie ihre Hand bis zum Nacken führen können, um die Beweglichkeit zu prüfen.

An der Studie nahmen 74 geriatrische Patienten zwischen 66 und 98 Jahren teil, von denen 66 % den kombinierten Test erfolgreich meisterten. Bei diesen Patienten war die Plaqueentfernung an Zähnen und Prothesen signifikant effektiver als bei den Teilnehmern, die den Test nicht schafften. Die Sensitivität des Tests für eine unter- bzw. überdurchschnittliche Plaqueentfernung lag im hohen Bereich von 75-85 %. Damit sind die Ergebnisse praxisrelevant: „Mit dem kombinierten Geldzähl- und Nackengriff-Test lassen sich innerhalb von maximal fünf Minuten Patienten identifizieren, die Hilfe bei der täglichen Mundhygiene brauchen“ folgerte Dr. Schüler.

Handlungsbedarf: Schlechte Mundgesundheit bei Dialysepatienten

Den zweiten mit 3.000 Euro dotierten Wrigley Prophylaxe Preis 2018 im Bereich Wissenschaft vergab die Jury an das Team um Prof. Dr. Dirk Ziebolz, Universitätsklinikum Leipzig. Die Wissenschaftler haben bei 190 Dialysepatienten analysiert, welchen Einfluss die Dialysedauer und die Mundgesundheit auf die Lebensqualität haben.

Entgegen den Erwartungen verbesserten sich die mit der Mundgesundheit verknüpften Bereiche der Lebensqualität mit steigender Dialysedauer. Dies scheint durch eine positive Entwicklung psychosozialer Aspekte bedingt zu sein. Unabhängig von der Dialysedauer hatten die Patienten aber erhebliche Defizite in puncto Mundgesundheit: 56 % der Patienten hatten mindestens eine kariöse Läsion, 88 % eine mittelschwere oder schwere Parodontitis. Hier besteht Handlungsbedarf: „Die Verbesserung der Mundgesundheit ist bei Dialysepatienten dringend erforderlich“, so Professor Ziebolz. Dabei spielen psychologische Faktoren insbesondere zu Beginn der Dialyse eine große Rolle. Darüber hinaus ist es notwendig, den Patienten die Bedeutung der Mundgesundheit im Verlauf der Dialyse zu verdeutlichen.

Frühe Läsionen: Warum halten Zahnärzte an veralteten Therapien fest?

Non-invasive oder mikroinvasive Therapien (NI/MI) gelten heute als erste Wahl bei frühen, nicht kavitierten approximalen Läsionen. Dazu gehören z. B. die Fluoridierung, Biofilmkontrolle, Versiegelung oder Kariesinfiltration. In den Praxen haben sich diese Therapien jedoch nur bedingt etabliert: Die meisten Zahnärzte weltweit behandeln auch frühe Läsionen nach wie vor restaurativ.

Warum zwischen Forschung und Versorgung eine derart große Lücke klafft, untersuchte das Team von PD Dr. Falk Schwendicke, Charité, Universitätsmedizin Berlin, und errang dafür den mit 2.000 Euro dotierten dritten Platz des Wrigley Prophylaxe Preises 2018 im Bereich Wissenschaft.

Um die Ursachen für oder gegen die Anwendung von NI/MI zu identifizieren, interviewten die Wissenschaftler je 12 Zahnärzte in Deutschland und Neuseeland sowie 20 in den USA. Gründe für die Ablehnung der modernen Verfahren waren mangelnde Therapietreue der Patienten, ein hohes Kariesrisiko, finanzielle Aspekte, skeptische Kollegen, fehlende postgraduale Fortbildung und die Sorge, fortgeschrittene Läsionen nicht früher restaurativ behandelt zu haben. Die Befürworter von NI/MI waren dagegen überzeugt, mit den neuen Techniken frühe Läsionen arretieren zu können und ihre Patienten richtig zu behandeln. Unterstützende Faktoren für diese Haltung waren die Kenntnis der Restaurationsspirale, das Arbeiten im Team, regelmäßige Fortbildungen und das Vorhandensein der nötigen Ressourcen. „Die Kenntnis der Hürden und fördernden Faktoren bietet neue Ansatzpunkte für gezielte Maßnahmen, um die Akzeptanz von NI/MI in Zahnarztpraxen zu steigern“, resümierte Dr. Schwendicke.

Frühstückswettbewerb: „Knackig frisch hält fit - mach mit!“

Der „Zuckerfreie Vormittag“ in Kindergärten und Schulen ist seit Jahren eine Säule im Kariesprophylaxe-Konzept des Arbeitskreises Jugendzahnpflege (AKJ) Lahn-Dill. Dabei haben die Mitarbeiter insbesondere das zweite Frühstück im Visier. Damit die Motivation der Kinder nach dem Besuch der Prophylaxekräfte nicht nach ein paar Wochen wieder verpufft, initiierten Ute Diehl, Diplom-Oecotrophologin Marie-Luise Lenz-Graf, Dr. Carl Wleklinski und weitere Kolleginnen vom AKJ Lahn-Dill von Oktober 2013 bis März 2014 erstmals den Frühstückswettbewerb „Knackig frisch hält fit - mach mit!“ Das Projekt kam so gut an, dass es seit mittlerweile fünf Jahren läuft. Es überzeugte auch die Jury: Sie prämierte es mit dem Wrigley Prophylaxe Preis 2018 im Bereich Öffentliches Gesundheitswesen, dotiert mit 1.000 Euro. Die Idee: Schulklassen bekommen vom AKJ ein „Frühstücksposter“ zugeschickt, auf dem alle Schüler unterschreiben dürfen, die ein gesundes „zuckerfreies“ Frühstück mitbringen, z. B. Vollkornbrot mit Käse oder Wurst, frisches Obst und rohes Gemüse. In der Schule gibt es außerdem nur Wasser zu trinken. Unter den eingesandten Postern werden die Gewinner ausgelost, die eine Spende für die Klasse erhalten. Zusätzlich gibt es einen Kreativpreis, für den sich die Kinder in verschiedenen Fächern wie Kunst, Musik oder Werken längere Zeit intensiv mit dem Thema zahngesunde Ernährung beschäftigen.

Zahnpflege in Heimen: Pflegekräfte schulen!

Die Schulung von Pflegekräften ist der entscheidende Schlüssel, um die derzeit desolate Mundgesundheit und Mundhygiene von Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen zu verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Interventionsstudie, für die Dr. Tina Krömer vom Fachdienst Gesundheit in Eutin einen weiteren Wrigley Prophylaxe Preis 2018 im Bereich Öffentliches Gesundheitswesen erhielt. Die Prämie beträgt ebenfalls 1.000 Euro.

Für die Studie wurden 141 Pflegebedürftige in sechs Einrichtungen zahnmedizinisch voruntersucht, anschließend wurde das Pflegepersonal in Theorie und Praxis geschult und drei Monate später wurden die Untersuchungen wiederholt. Die Ergebnisse waren deutlich besser: Nur noch 29 % der Bewohner statt vorher 52 % hatten eine belegte Zunge, 34 % statt vorher 56 % eine Gingivitis und auch die Plaque war reduziert. Waren die Prothesen im Oberkiefer vor der Schulung bei 94 % der Probanden verschmutzt, lag der Prozentsatz nach der Schulung noch bei 71 %. Für Prothesen im Unterkiefer ergaben sich ähnliche Ergebnisse. Die Studie belegt, wie effektiv Schulungen in der Altenpflege sind - und wie wichtig: „Eine bessere Zahn- und Mundgesundheit erhöht auch die Lebensqualität der Senioren in Pflegeheimen“, so Dr. Krömer.

Zahnmobil Hannover: Hilfe mit Biss

Seit 2012 rollt ein Zahnmobil durch Hannover - ein umgebauter Ret-tungswagen, der auf 6 qm zu einer modernen, kleinen Zahnarztpraxis aus-gebaut wurde. Damit ist ein ehrenamtlich tätiges Team aus 24 Zahn-ärztinnnen, Zahnärzten, Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgen, zwei me-dizinischen Fachangestellten und zehn Fahrern regelmäßig unterwegs: Zwei- bis dreimal pro Woche fährt das Zahnmobil zu Obdachlosenunter-künften, Kontaktläden für Wohnungslose, einem Männerwohnheim, einer psychiatrischen Klinik und Flüchtlingsnotunterkünften. „Im Zahnmobil wer-den alle Patienten behandelt, die Hilfe brauchen - auch wenn sie nicht krankenversichert sind“, erklärt Dr. Peggy Herrmann von der Medizinischen Hochschule Hannover. Bei Kindern in Flüchtlingsunterkünften kümmert sich die Initiative zudem um individualprophylaktische Maßnahmen mit einer Putzschule und der Demonstration von Mundhygienemaßnahmen. Insgesamt behandelte das Team bislang 2700 Menschen aus 26 Nationen. Diese großartige Initiative erhielt den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“ 2018.

In der Jury des diesjährigen Wrigley Prophylaxe Preises engagierten sich: Prof. Dr. Thomas Attin, Universität Zürich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Medizinische Hochschule Hannover, Prof. Dr. Rainer Haak, Universität Leipzig, Prof. em. Dr. Joachim Klimek, Universität Gießen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Universität Bern, der amtierende DGZ-Präsident Prof. Dr. Matthias Hannig, Universität des Saarlandes, Homburg (Saar) und Dr. Michael Schäfer, 1. Vorsitzender des Bundesverbandes der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes BZÖG, Bonn.

Wrigley engagiert sich seit mehr als 25 Jahren für die Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in Deutschland. Dass dieses Ziel dem Unternehmen sehr am Herzen liegt, zeigt das 1989 ins Leben gerufene Wrigley Oral Healthcare Program (WOHP). Weil Kariesprophylaxe das A und O für gesunde Zähne ist, fördert das WOHP sowohl die Individual- als auch die Gruppenprophylaxe in Forschung, Lehre und Praxis. Die Wrigley-Produkte sind ein weiterer Baustein für eine bessere Zahngesundheit, z. B. die zuckerfreien Wrigley’s Extra® Kaugummis zur Zahnpflege. Sie regen durch das Kauen den Speichelfluss an - und Speichel unterstützt die Neutralisierung von Plaque-Säuren und die Remineralisierung des Zahnschmelzes. Plaque-Säuren und die nachfolgende Demineralisation des Zahnschmelzes sind Risikofaktoren bei der Entstehung von Zahnkaries. Wer lieber lutscht als kaut, kann auf Wrigley’s Extra® Pastillen zur Mundpflege zurückgreifen.

Belegexemplare erbeten an: / Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
kommed Dr. Barbara Bethcke, Ainmillerstraße 34, 80801 München, Tel. 089 / 38 85 99 48, Fax 089 / 33 03 64 03, E-Mail: bb@kommed-bethcke.de.